Warum deine Brutto-Renteninformation nicht das zeigt, was du später bekommst

Renteninformation Beitragsbild
„1.500 Euro – das ist doch ganz ordentlich“, sagt Thomas. Er klappt seinen Rentenbescheid zu und schaut zufrieden in die Runde. 45 Jahre hat er gearbeitet, kaum krank, immer eingezahlt. „Brutto“, murmelt sein Sohn – und zückt das Smartphone. Ein paar Klicks später ist klar: Was Thomas tatsächlich bekommt, liegt eher bei 1.250 Euro.

Viele verlassen sich auf die Zahl, die jedes Jahr auf ihrer Renteninformation steht – die sogenannte Regelaltersrente. Doch was dort schwarz auf weiß erscheint, ist nur der Bruttobetrag. Und der kann trügen. Denn was am Ende wirklich auf deinem Konto landet, liegt oft deutlich darunter. Auch wenn du heute noch jung bist, kannst du in der jährlichen Renteninformation genau ablesen, wohin dich deine künftige Rente führen wird.
Rentenbescheid

Was steht eigentlich in der Renteninformation?

Einmal im Jahr flattert die Renteninformation der Deutschen Rentenversicherung ins Haus. Für viele ist sie nicht mehr als ein Verwaltungsakt – für andere ein Grund zur Panik. Denn dort steht schwarz auf weiß, was du im Ruhestand zu erwarten hast – oder besser gesagt: erwarten könntest. Konkret enthält der Rentenbescheid folgende Angaben:
  • deine bisher erworbenen Entgeltpunkte
  • eine Hochrechnung auf die Regelaltersrente (z. B. bei 67)
  • den aktuellen Stand der Rentenversicherung
Und mittendrin: eine Zahl. Zum Beispiel: „Wenn Sie bis zum Renteneintritt genauso viel verdienen wie bisher, erhalten Sie eine monatliche Rente in Höhe von 1.432 Euro.“ Klingt gut? Nur leider: Das ist dein Bruttobetrag.

Was der Bescheid dir nicht verrät

Die Hochrechnung basiert auf der Annahme, dass du bis zum Rentenalter durchgängig so viel verdienst wie heute – und dass dein Einkommen immer auf Durchschnittsniveau liegt. Verdienst du weniger als der Durchschnitt, bekommst du auch weniger Rente. Und das betrifft viele: Wer zum Beispiel unter 50.800 € brutto im Jahr liegt, sammelt nicht einmal einen vollen Entgeltpunkt. Der Durchschnittslohn steigt kontinuierlich – und mit ihm die Hürde für eine auskömmliche Rente.

Vergleichstabelle: Entwicklung des Durchschnittsverdienstes

Jahr

Durchschnittsverdienst (brutto p.a.)

Grenze für 1 Entgeltpunkt

2013 34.071 € 1 Punkt bei 34.071 €
2015 35.363 € 1 Punkt bei 35.363 €
2017 37.077 € 1 Punkt bei 37.077 €
2019 39.301 € 1 Punkt bei 39.301 €
2021 41.541 € 1 Punkt bei 41.541 €
2023 43.142 € 1 Punkt bei 43.142 €
2024 45.358 € 1 Punkt bei 45.358 €
2025 ca. 50.000 € (geschätzt) 1 Punkt bei 50.000 €
💡 Wichtig: Je mehr der Durchschnittslohn steigt, desto schwerer wird es, Rentenansprüche zu erwerben – besonders für Teilzeitkräfte, Geringverdiener*innen und Selbstständige.

Was ist ein Entgeltpunkt?

Das deutsche Rentensystem rechnet nicht in Euro, sondern in sogenannten Entgeltpunkten. Diese Punkte spiegeln wider, wie viel du im Verhältnis zum Durchschnittsverdienst aller Versicherten in einem Jahr verdient hast.
Ein Beispiel:
  • Hast du exakt den Durchschnittslohn verdient, bekommst du einen vollen Punkt.
  • Lag dein Gehalt nur bei der Hälfte, gibt’s 0,5 Punkte.
  • Verdient man doppelt so viel, sind es 2 Punkte – allerdings nur bis zur gesetzlichen Beitragsgrenze.
Diese Punkte summieren sich über dein Berufsleben hinweg. Am Ende bestimmt ihre Anzahl maßgeblich, wie hoch deine Rente ausfällt – natürlich in Kombination mit dem aktuellen Rentenwert, der jährlich angepasst wird.

Warum Brutto nicht gleich Netto ist

Viele vergessen: Auch Rentner*innen zahlen weiterhin Steuern und Sozialabgaben. Und das kann je nach Höhe der Rente ordentlich ins Gewicht fallen. Hier die wichtigsten Abzüge im Überblick:
KVdR
KVdR oder freiwillig versichert – der Unterschied ist größer, als viele denken. Wer nicht rechtzeitig plant, zahlt im Alter oft drauf.

Krankenversicherung im Ruhestand: Was du wirklich zahlen musst

Im Alter geht die Versicherungspflicht weiter – aber nicht automatisch zu den besten Konditionen. Entscheidend ist, ob du in die Krankenversicherung der Rentner (KVdR) fällst oder als Rentner freiwillig gesetzlich versichert bist. Der Unterschied kann finanziell enorm sein.

Wer in der KVdR landet – und warum das ein Vorteil ist

Die KVdR ist keine eigene Krankenkasse, sondern ein Versicherungsstatus innerhalb der gesetzlichen Krankenkasse. Wer aufgenommen wird, zahlt nur auf die gesetzliche Rente und eventuell auf eine Betriebsrente – andere Einkünfte bleiben beitragsfrei.

Typischer Fall : Du warst während der zweiten Hälfte deines Erwerbslebens überwiegend gesetzlich versichert – egal ob als Pflichtmitglied oder freiwillig. Dann wirst du automatisch in der KVdR geführt.

Wer außen vor bleibt: freiwillig versicherte Rentner

Hast du zu lange privat oder gar nicht gesetzlich vorgesorgt, fällst du durchs Raster. Dann gilt für dich die freiwillige gesetzliche Krankenversicherung – mit einer unangenehmen Folge: Alle Einkommensarten zählen zur Beitragsberechnung. Dazu gehören:
  • gesetzliche Rente
  • Betriebsrenten
  • private Rentenversicherungen
  • Mieteinnahmen
  • Kapitalerträge
Die Beiträge steigen entsprechend mit – und du trägst sie allein.

Zusatzbelastung: Steigende Beiträge auch 2025

Gesetzlich Versicherte zahlen 2025 weiterhin 14,6 % Grundbeitrag plus einen kassenabhängigen Zusatzbeitrag – im Durchschnitt liegt dieser nun bei etwa 2,9 %. Hinzu kommen 3,4 % bis 4,0 % für die Pflegeversicherung, je nach Familiensituation (kinderlos oder nicht).

Besonders belastend wird das für freiwillig versicherte Rentner:innen: Bei ihnen zählt das gesamte Einkommen zur Beitragsberechnung – also nicht nur die gesetzliche Rente, sondern auch Betriebsrenten, Mieteinnahmen, Kapitalerträge und private Vorsorge. Die Folge: deutlich höhere monatliche Abgaben im Vergleich zur KVdR.

Was du tun kannst

  • Kläre früh, ob du in die KVdR fällst. Wer zu lange privat versichert war, zahlt im Alter oft drauf.
  • Achte auf die Auszahlung deiner Betriebsrente. Monatlich, einmalig – beides hat Folgen für deine Beiträge.
  • Verlass dich nicht auf deine Kasse. Die zeigt dir nicht automatisch den günstigsten Weg.
Auch im Ruhestand hält der Staat die Hand auf – Steuern gehören zur Rentenplanung dazu.

Einkommensteuer: Rente heißt nicht steuerfrei

Renten sind in Deutschland grundsätzlich steuerpflichtig – auch wenn viele das nicht glauben wollen. Entscheidend ist das Jahr, in dem du in Rente gehst:
  • Wer 2025 in Rente geht, muss 85 % der gesetzlichen Rente versteuern.
  • Wer 2040 oder später in Rente geht, versteuert 100 % der Rente – nach Abzug von Freibeträgen.
Der persönliche Steuersatz hängt vom Gesamteinkommen ab. Dazu zählen neben der gesetzlichen Rente auch Betriebsrenten, private Vorsorge, Mieteinnahmen oder Kapitaleinkünfte. Und: Die Rentenerhöhung jedes Jahr wird zu 100 % versteuert. Auch das unterschätzen viele.

Pflegeversicherung: Der Zusatzabzug, den viele vergessen

Zur Krankenversicherung kommt noch ein weiterer Pflichtbeitrag: die Pflegeversicherung.
  • Aktuell: 3,4 % vom Renten-Bruttobetrag
  • Wer kinderlos ist, zahlt mehr – bis zu 4,0 %
Und das wird – wie die Krankenkasse – direkt von der Rente abgezogen. Besonders bitter: Diese Beiträge steigen regelmäßig, da Pflegekosten stark wachsen.

Beispielrechnung: Was bleibt dir wirklich von deiner Rente?

Schauen wir uns eine typische Situation an – vereinfacht, aber realistisch: Person A, 45 Jahre alt, verdient heute 3.200 € brutto, hat 22 Entgeltpunkte gesammelt. Die Renteninformation prognostiziert: 1.500 € Brutto-Rente im Monat
Was davon abgeht:
  • Kranken- & Pflegeversicherung: ca. 125 €
  • Einkommensteuer: ca. 130 € (bei geringem Zusatzeinkommen)
Bleiben netto: ~1.245 €
Das sind rund 17 % weniger als gedacht. Je höher die Rente, desto größer wird die Differenz: Bei 2.000 € brutto kann der Nettoabschlag über 500 € betragen – besonders bei Zusatzrenten oder Mieteinnahmen.

Denkfehler, die viele später teuer bezahlen

1. „Ich hab doch meinen Rentenbescheid – da steht doch alles drin.“

Stimmt – aber nur zur Hälfte. Der Rentenbescheid zeigt dir eine Prognose deiner Bruttorente, berechnet auf Basis deines aktuellen Einkommens und unter der Annahme, dass du bis zur Rente genauso weiterverdienst. Was davon nach Abzug von Steuern, Kranken- und Pflegeversicherung tatsächlich auf deinem Konto landet? Steht dort nicht.

2. „Wird schon reichen.“

Diese Hoffnung ist weit verbreitet – und trügerisch. Wer heute 1.500 Euro brutto als Rente in Aussicht hat, verliert schnell 250 bis 400 Euro durch Abzüge. Und was nach heutigem Maßstab vielleicht reicht, wird durch Inflation, steigende Pflegekosten oder eine lange Ruhestandsphase schnell knapp. Besonders dann, wenn nur ein Einkommen in der Familie da ist – oder später zusätzliche Ausgaben entstehen.

3. „Ich hab ja noch meine Betriebsrente / Immobilie / Erbe.“

Gut – aber oft nicht zu Ende gedacht. Betriebsrenten werden ebenfalls mit Beiträgen zur Kranken- und Pflegeversicherung belastet – und sind voll steuerpflichtig. Immobilien sind wertvoll, aber nicht automatisch liquide. Und ein Erbe hilft dir nur, wenn es im richtigen Moment verfügbar ist. Nur wer seine Altersvorsorge realistisch bewerten und in Nettozahlen denken kann, weiß, ob er wirklich auf der sicheren Seite steht.

Was du jetzt tun solltest – Schritt für Schritt

Du brauchst keine Glaskugel, aber einen klaren Plan. So findest du heraus, was dir im Ruhestand wirklich bleibt:
  1. Renteninformation bereithalten oder neu anfordern:  Die Basis jeder Planung – auch wenn sie nur die halbe Wahrheit liefert.
  2. Deine Rentenlücke berechnen: Was brauchst du im Alter zum Leben? Und was fehlt dir laut Rentenbescheid? Hier helfen einfache Online-Rechner oder ein erfahrener Berater.
  3. Brutto-zu-Netto-Rente durchrechnen: Welche Abzüge kommen auf dich zu? Was bleibt dir wirklich im Monat? Wichtig: Auch Zusatzrenten, Steuern und Beiträge einrechnen.
  4. Vorsorge prüfen und ergänzen: Reichen gesetzliche und betriebliche Rente nicht, brauchst du eine ergänzende Strategie: ETF-Sparplan, private Rentenversicherung, Immobilienkonzept – was zu dir passt.
  5. Alle zwei bis drei Jahre aktualisieren: Lebenssituationen ändern sich – und damit auch dein Bedarf. Wer regelmäßig nachjustiert, bleibt auf Kurs.

Fazit

Viele verlassen sich auf ihren Rentenbescheid wie auf einen Kontoauszug – dabei ist es nur eine Momentaufnahme mit vielen Annahmen. Was am Ende wirklich zählt, ist das, was du jeden Monat zur Verfügung hast. Und das ist – wie im Arbeitsleben – dein Netto. Wer sich früh kümmert, hat später nicht nur mehr Geld, sondern auch mehr Sicherheit.

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Ist meine Rente wirklich inflationssicher?
Nicht ganz. Die Rente wird zwar jedes Jahr angepasst – aber nicht an die Preise, sondern an die Löhne. Wenn also die Löhne stagnieren oder sogar sinken, gibt’s womöglich nur minimale Erhöhungen. Steigen gleichzeitig die Lebenshaltungskosten, verliert deine Rente real an Kaufkraft. Und das merkst du spätestens an der Supermarktkasse.
Nur wenn du freiwillig gesetzlich versichert bist. In der KVdR bleiben private Renten beitragsfrei – sie zählen aber zur Steuerpflicht.
Deine Rente wird auch ins Ausland gezahlt – allerdings können sich Steuern, Wechselkurse und Krankenversicherungsbeiträge verändern oder ganz entfallen.
Ja, das kann er. Auch wenn du nur ein paar Stunden die Woche arbeitest – der Minijob zählt mit zum Gesamteinkommen. Und je nachdem, wie viel du sonst noch bekommst, kann das dazu führen, dass du plötzlich mehr von deiner Rente versteuern musst. Klingt unfair, ist aber so.
Ja – durch kluge Verteilung von Einnahmen (z. B. gestaffelte Auszahlung von Kapital), steueroptimierte Vorsorge oder Nutzung von Freibeträgen wie dem Altersentlastungsbetrag.
Ja. Seit 2020 gilt ein monatlicher Freibetrag (2024: 169,75 €), auf den keine KV-Beiträge erhoben werden – aber nur in der KVdR, nicht bei freiwilliger Versicherung.
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Hallo, ich bin Franz Paufler

(Finanzberater bei der Level V Finanz GmbH in Hamburg)

Ich arbeite gern mit Zahlen – aber noch lieber mit Menschen. Für viele, die zu mir kommen, geht es nicht um die eine perfekte Geldanlage, sondern um etwas Grundsätzliches: endlich Ordnung in die eigenen Finanzen bringen. Verstehen, was sinnvoll ist. Und das gute Gefühl, einen Plan zu haben, der wirklich passt.

Dabei unterstütze ich vor allem bei Themen wie Altersvorsorge und langfristiger Finanzplanung. Kompliziert muss das nicht sein – wichtig ist, dass es zu dir und deiner Lebenssituation passt. Und genau dafür nehme ich mir Zeit: Ich höre zu, stelle die richtigen Fragen und entwickle gemeinsam mit dir eine Lösung, die du wirklich verstehst und mittragen kannst.

Mein Motto: „Finanzplanung soll nicht kompliziert sein, sondern maßgeschneidert und klar.“

Wenn du jemanden suchst, der dich ehrlich berät und dir dabei hilft, in Finanzfragen den Überblick zu behalten, freue ich mich, dich kennenzulernen.

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