Tracking Differences bei ETFs | Das solltest du beachten!

Tracking Differences bei ETFs
ETFs sind eine der einfachsten und beliebtesten Möglichkeiten, in den Markt zu investieren. Eigentlich sollen sie nur einen Index nachbilden – doch manchmal läuft der ETF ein bisschen anders als sein Referenzindex. Vielleicht hast du dich schon mal gefragt, woran das liegt und ob das überhaupt schlimm ist?

Das hat mit zwei Dingen zu tun: Tracking Difference und Tracking Error. Die können dafür sorgen, dass dein ETF leicht von der eigentlichen Indexentwicklung abweicht – und das kann sich langfristig auf deine Rendite auswirken. Wie groß solche Abweichungen sind, woran sie liegen und ob du dir Sorgen machen musst, schauen wir uns jetzt an. Denn wenn du weißt, worauf es ankommt, kannst du gezielt bessere ETFs für deine Anlagestrategie auswählen.

Was ist die Tracking Difference?

Die Tracking Difference eines ETFs ist ein wesentlicher Faktor, den du als Anleger verstehen solltest. Einfach ausgedrückt, bezeichnet die Tracking Difference die Differenz zwischen der Performance des ETFs und der Performance seines zugrunde liegenden Indexes über einen bestimmten Zeitraum. Sie ist also das Maß dafür, wie gut (oder schlecht) ein ETF seinen Referenzindex nachbildet. Hierfür wird folgende Formel angewendet:
Tracking Difference = Indexrendite – Rendite des ETFs

Zwischen drei möglichen Szenarien wird unterschieden:
  1. Szenario: Die Indexrendite war besser als die Rendite des ETFs. Außerdem war der Renditeunterschied größer als die TER des ETFs.
  2. Szenario: Die Indexrendite war besser als die Rendite des ETFs, allerdings kleiner als die TER.
  3. Szenario: Die ETF-Rendite war besser als der Index und das sogar nach Kosten der TER.

Schauen wir uns nun die drei Fälle in der Praxis an. Stell dir vor, du investierst in einen ETF, der den MSCI World replizieren soll. Dieser Fonds kostet dich insgesamt 0,5 %. Der Einfachheit halber gehen wir davon aus, dass der MSCI World Index 10 % erwirtschaftet hat. Ziel des ETFs ist es logischerweise möglichst nah an die 10-Prozent-Marke ran zu kommen. Sollte er die Rendite des MSCI Worlds genau replizieren, hätte der ETF entsprechen 9,5 % Rendite nach Kosten (wir müssen die 0,5 % entsprechend abziehen). Nun gibt es allerdings auch ETFs, die schlechter oder auch besser als Ihr Index performen.

Gut zu wissen: Leider ist die Erhebung von Tracking Differences nicht gesetzlich reguliert (anders als beispielsweise bei der TER). Daher können unterschiedliche Quellen andere Tracking Differences beim gleichen ETF anbieten. Im Regelfall sind die Zahlen allerdings gleich.
Tracking Difference berechnen

Wie kann es sein, dass ein ETF mehr Rendite erwirtschaftet als sein Index?

Ganz einfach: Zwar „kopiert“ der ETF, die Fondsaufteilung des Index, allerdings kann er durch verschiedene Optimierungen die Rendite erhöhen.

  • Indexanpassungen: Durch Indexanpassungen können Kosten entstehen. Diese kann ein ETF minimieren, indem er den Fonds nicht 1 zu 1 oder synthetisch repliziert.
  • Dividenden:  Verzögerter Geldeingang bei ausländischer Dividende kann die Tracking-Differenz erhöhen (vor allem bei physisch replizierenden ETFs)
  • Barbestände: Sollten Barbestände, aufgrund erhaltener Dividenden, nicht direkt reinvestiert werden, kann ein Performance-Gap entstehen.
  • Steuern: ETFs zahlen häufig nicht den maximalen Quellensteuersatz (anders als bei Net-Return-Indizes), wodurch die Nettorendite höher ausfallen kann.
  • Art der Indexreplikation:  Durch Optimierungen kann die Replikation zwar abweichen, doch für eine bessere Performance sorgen.
  • Erträge durch Wertpapierleihe: Durch Swap-Geschäfte mit Banken kann ein ETF zusätzlich Rendite erwirtschaften (allerdings können auch zusätzlich Gebühren aufseiten des ETFs anfallen).
Gut zu wissen: Die meisten Anbieter berechnen die Tracking Difference nach folgender Formel: Tracking Difference = Wertentwicklung des ETF – Wertentwicklung des Index. Aus unserer Sicht ist die oben dargestellte Betrachtung praxisnaher, da wir hier direkt sehen können, was der ETF kostet.

Ist eine ETF-Auswahl auf Basis der Tracking Difference sinnvoll?

Die Tracking Difference kann ein ausschlaggebender Faktor für die Auswahl eines ETFs sein. Schließlich ist die Rendite nach Kosten der entscheidende Faktor bei der Beurteilung. Daher kann die Tracking Difference grundsätzlich eine bessere Auskunft geben als die TER beziehungsweise die Gesamtkosten eines Fonds.

ETF Name ISIN TER Tracking Difference Fondgröße (in Mrd. EUR)
iShares Core MSCI World IE00B4L5Y983 0.20% -0.1% 44,127
iShares MSCI World USD (Dist) IE00B0M62Q58 0.50% 0.1% 5,109
HSBC MSCI World UCITS ETF IE00B4X9L533 0.15% -0.03% 4,624
Lyxor MSCI World (LUX) UCITS ETF LU0392494562 0.20% 0.01 % 3,375
An oberem Beispiel wird deutlich, dass der Fonds mit der geringsten TER nicht automatisch der beste ETF ist.
Gut zu wissen: Bei der Tracking Difference ist grundsätzlich nur die Betrachtung der Vergangenheit möglich. Diese muss keine Aussage über die Zukunft treffen. Teilweise sind die Schwankungen erheblich.
An der unteren Tabelle erkennst du, dass die Tracking Differences über die Jahre schwanken können. Im Folgenden die Tracking Differences des Xtrackers S&P 500 Swap UCITS ETF 1C der letzten 10 Jahre.

Jahr Tracking-Differenz
2023 -0.48%
2022 -0.30%
2021 -0.40%
2020 -0.60%
2019 -0.70%
2018 -0.50%
2017 -0.70%
2016 -0.60%
2015 -0.30%
2014 -0.20%
Es lohnt sich also, die Tracking Differences eines ETFs im Auge zu behalten. Allerdings ist die reine Auswahl eines ETFs anhand der Tracking Differences durchzuführen nicht nachhaltig. Es gibt weitere Faktoren, die eine Rolle spielen.

Was ist der Tracking Error?

Nicht verwechseln mit der Tracking Difference. Von einem Tracking Error spricht man, wenn der jeweilige ETF den Index nicht korrekt nachbildet. Dies erkennst du daran, dass die Rendite des ETFs von dem Mittelwert des Indexkurses abweicht. Anders ausgedrückt: Die Tracking Difference misst die Kursabweichung und der Tracking Error zeigt an, wie genau der Index nachgebildet wird.

Unterschiedliche Tracking Differences je nach Art der Indexabbildung

Jeder ETF-Anbieter möchte natürlich eine möglichst geringe Tracking Difference erreichen. Wie du am oberen Beispiel erkennen konntest, sind manche ETFs so stark, dass sie sogar eine negative Tracking Difference aufweisen (also mehr Rendite erwirtschaften als der Index). Hierbei spielt auch die Art der Indexabbildung eine entscheidende Rolle.

Tracking Difference bei physisch replizierenden ETFs

Verschiedene Elemente tragen zur Tracking-Differenz bei physischen ETFs bei. Optimierende ETFs zeigen tendenziell größere Abweichungen, da sie den Indexkorb nicht vollständig replizieren. Geringfügige Differenzen sind daher fast unvermeidlich. Bei ausschüttenden ETFs kann es ebenfalls zu Unschärfen in der Indexabbildung kommen. Beispielsweise könnten sich Bareinlagen bis zur nächsten Ausschüttung ansammeln, was bei einem steigenden Index dazu führen würde, dass der ETF zurückbleibt.

Andererseits könnten ETF-Investoren bei einem fallenden Index einen Teil der Verluste vermeiden. Manche Anbieter von physischen ETFs nutzen die Wertpapierleihe, um das Portfolio-Management zu optimieren und die laufenden Kosten auszugleichen. Allerdings können potenzielle Stempelsteuern diesen Vorteil wieder zunichte machen. Darüber hinaus können bei physischen ETFs Transaktionskosten anfallen, wenn Anpassungen aufgrund von Indexänderungen erforderlich sind.

Tracking Difference bei synthetisch replizierenden ETFs

Synthetische ETFs haben einen großen Vorteil, wenn es um die Nachbildung eines Index geht: Sie nutzen sogenannte Swap-Transaktionen, bei denen der ETF-Anbieter mit Banken oder anderen Finanzpartnern Tauschgeschäfte eingeht. Dadurch kann der ETF die Indexentwicklung extrem genau abbilden, ohne direkt die enthaltenen Aktien kaufen zu müssen. Große Abweichungen zwischen ETF und Index kommen daher selten vor – ein echter Pluspunkt für Anleger.

Besonders spannend wird es bei synthetischen ETFs auf den US-Aktienmarkt. Hier können sie den Index sogar übertreffen, weil sie steuerliche Vorteile nutzen. Normalerweise fällt auf US-Dividenden eine Quellensteuer von 30 Prozent an, aber in den Index-Berechnungen wird oft nur ein Steuersatz von 15 Prozent angesetzt. Der Clou: ETF-Anbieter können sich die 30 Prozent oft zurückholen und diesen Vorteil an die Anleger weitergeben. Das bedeutet: Mehr Rendite für dich durch geschickte Steueroptimierung im ETF.
Gut zu wissen: Synthetische ETFs liegen grundsätzlich näher am replizierenden Index, da der Swap-Partner dem ETF die exakte Nachbildung im Tauschgeschäft garantiert.

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Fazit

Die Tracking Difference spielt bei der ETF Auswahl eine entscheidende Rolle. Leider wird sie nicht gesetzlich reguliert, daher muss die Darstellung nicht einheitlich sein. Allerdings gibt sie dir eine nähere Auskunft über die Rentabilität eines Fonds, im Vergleich zu der TER beziehungsweise der gesamten Kosten eines Fonds. Daher zeigen viele Anbieter die Tracking Difference in Ihren Fonds vergleichen. Neben der Tracking Difference gibt es allerdings noch weitere Faktoren, auf die du in einem ETF Vergleich achten solltest.

Tracking Differences FAQ - die meistgestellten Fragen

Die Tracking Difference eines ETFs gibt an, inwieweit die Rendite eines ETFs von seinem Index abweicht.
Idealerweise erwirtschaftet ein ETF so viel Rendite, dass er eine geringere Tracking Difference als TER hat. Das bedeutet, dass der Fonds einen Teil seiner Kosten reingeholt hat. Im besten Fall ist der ETF so rentabel, dass er sogar nach Kosten mehr Rendite erwirtschaftet als sein Index.
Ein Index bildet die Wertentwicklung einer bestimmten Auswahl von Aktien oder Anleihen ab. Häufig werden bestimmte Branchen oder Länder/Kontinente betrachtet.

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