Prämisse - Vergleich von Rentenversicherung und ETF-Sparplan
Dass die gesetzliche Rente nicht ausreichen wird ist wohl hinlänglich bekannt. Es muss also privat vorgesorgt werden, um nicht bis ins hohe Alter arbeiten zu müssen. Doch wie stellt man diese Vorsorge fürs Alter genau auf?
Wenn du diesen Artikel liest, wirst du dich vermutlich schon mit den beiden prominentesten Anwärtern auseinandergesetzt haben – der Fondsgebundenen Rentenversicherung und dem ETF-Fondsparplan. (Die vermietete Immobilie lassen wir hier außen vor, da diese schwieriger zu vergleichen ist). Wir schauen uns also die Fondsgebundene Rentenversicherung und den ETF-Sparplan im Vergleich an!
Zunächst wollen wir uns einmal die harten Zahlen anschauen, aber auch auf die weichen Faktoren wie die Psyche und die Handhabung im Alter eingehen – etwas, das von den vielen Vergleichen da draußen immer vernachlässigt wird.
Vergleichsparameter
- Funktionsweise
- Besteuerung
- Kosten
- Weiche Faktoren
Netto- oder Bruttopolice | Welcher Broker?
Für den Vergleich ist es egal, ob wir eine Netto- oder Bruttopolice nutzen, genauso wie die Wahl des Brokers/Depots zweitrangig ist. Wir gehen in beiden Fällen vom Optimum am Markt aus.
Funktionsweise ETF-Sparplan
Ein sogenannter Exchange-Traded-Fund (Börsengehandelter Fonds) vereint, im Falle eines MSCI World ca. 1.600 Aktientitel in sich, ist also sehr breit gestreut. Man setzt darauf, dass die Weltwirtschaft in den nächsten 20-40 Jahren, je nachdem wann man in Rente gehen möchte, steigt. Dann verkaufe ich meine Anteile Stück für Stück und lebe von/bessere meine Rente mit dem Erlös auf.
Das angelegte Kapital steht mir dabei jederzeit zur Verfügung, mit einigen Mausclicks ist es ausgezahlt oder umgeschichtet in einen anderen Fonds. Dies ermöglicht maximale Freiheit, aber auch viel Spielraum für Fehler, wenn man nicht weiß was man tut, beispielsweise in einer Krise die Nerven verliert.
Zwischenfazit ETF-Sparplan
- Super simple Funktionsweise - Buy and Hold
- Maximale Freiheit und Flexibilität
- Hohe Anfälligkeit für Fehler, wenn man nicht weiß was man tut
Funktionsweise Fondsgebundene Rentenversicherung
Die Fondsgebundene Rentenversicherung, egal ob Brutto- oder Nettopolice, ist die 3. Ebene/Säule der privaten Altersvorsorge. Sie wird also nicht vom Staat mit Zulagen, wie z.B. die Riesterrente, gefördert.
Eine Fondsgebundene Rentenversicherung besteht, wie der Name schon sagt, aus zwei Teilen. Dem Investmentkern, einem Fonds, und dem Versicherungsteil/Versicherungsmantel. Der Fonds ist schnell erklärt, hier handelt es sich um einen ganz normalen Fonds, also (fast)alles was du auch im Depot hast, kannst du in die fondsgebundene Rentenversicherung stecken(Auch ETF!).
(Häufig werden hier aktiv verwaltete Fonds mit dem ETF-Sparplan verglichen – ist natürlich sehr ungleich und nicht zielführend)
Beim Versicherungsmantel wird es jetzt spannend. Dieser ermöglicht mir eine von zwei verschiedenen Auszahlungsmöglichkeiten.
- Verrentung: Ich erhalte zu einem im Alter ausgewählten Zeitpunkt nach dem 62. Lebensjahr eine monatliche Rente bis an mein Lebensende, auch wenn ich 100 Jahre alt werde.
- Kapitalisierung: Ich kann ab dem 62. Lebensjahr das Kapital auszahlen, wie ich möchte. Hierbei fallen weniger Steuern an als beim ETF-Sparplan.
Entscheiden, welche Variante ich nutze, kann ich mich „spontan“ bzw. dann, wenn es soweit ist. Die Entscheidung muss also keinesfalls beim Abschluss getroffen werden.
Auszahlungen aus der Versicherung sind auch immer möglich, du hast ständig vollste Verfügbarkeit über die Anlage. Allerdings ist es häufig so, dass Bearbeitungsgebühren Auszahlungen teurer machen als beim Sparplan.
Zwischenfazit Fondsgebundene Rentenversicherung
- Komplizierter, da mehr Möglichkeiten und braucht Fachpersonal für Abschluss
- 2 verschiedene Auszahlmöglichkeiten Rente/Kapital
- Steht und fällt mit Berater bzw eigener Expertise
- Lebenslange Rente ist ein mächtiger Vorteil
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Jetzt Kontakt aufnehmenBesteuerung ETF-Sparplan
Die Besteuerung eines ETF-Sparplans oder generell von Aktien in Deutschland kann sich bis zur Rente noch oft ändern. Am ärgerlichsten geschieht dies genau vor Renteneintritt durch eine neue Regierung. Wir können also nur vom jetzigen Stand ausgehen – Anfang 2022.
Kapitalertragssteuer
Abgeltungssteuer auf Kapitalerträge (Kursgewinne & Dividenden) 25% plus 5,5% Solidaritätszuschlag. (Optional Kirchensteuer 8%/9%).
Verkäufe eines ETF sind Kapitalerträge, werden also mit der Kapitalertragssteuer besteuert. Es gäbe theoretisch auch noch die sog. Günstigerprüfung, wir gehen aber mal davon aus dass die Kapitalertragssteuer bereits die günstigere Variante ist. Ein klassischer Welt-ETF ist ein Aktienfonds und genießt somit seit 2018 ganze 30% Steuerfreiheit. Bedeutet, es muss nur noch 70% des Wertzuwachses besteuert werden.
Investmentsteuerreformgesetz 2018
Diese Gesetzesänderung hat vieles unkomplizierter gemacht, allerdings auch den Bestandsschutz von vor 2009 erworbenen Fonds aufgelöst. Gesetzmäßigkeiten können sich also ändern.
Nehmen wir also als Musterrechnung 100.000€ als Endstand in unserem ETF an. Dann wären davon eben die Einzahlungen sowie 30% der Gewinne steuerfrei. Laut Zinsrechner brauchen wir bei 30 Jahren Anlagedauer eine monatliche Sparrate von 102,09€.
Zinssatz | 6% |
Anlagedauer | 30 Jahre |
Endkapital | 100.000€ |
Gewinn | 63.247,91€ |
Eingezahltes Kapital | 36.752,40€ |
70% zu versteuern vom Gewinn = 44.273,53€
Darauf eben die Kapitalertragssteuer von zusammengesetzt 26,375% -> 11.677,15€ Steuerlast.
Netto bleibt also 88.322,85€ übrig. (Aktuell gibt es einen Sparerfreibetrag von 801€ d.h. es würden sogar noch 801€ mehr übrig bleiben, wenn man diesen mit einbezieht).
Zwischenfazit ETF-Sparplan
- Aktuell 26,375% auf Kapitalerträge
- Gesetzeslage ist nicht garantiert und wird sich in den 30 Jahren ändern
- Aktuell Aktienfonds zu 30% steuerfrei
Besteuerung Fondsgebundene Rentenversicherung
Die Fondsgebundene Rentenversicherung hat wie oben beschrieben zwei verschiedene „Auszahlmodi“.
Kapitalisierung Fondsgebundenen Rentenversicherung:
Bei der Kapitalisierung der Fondsgebundenen Rentenversicherung greift bei zwei simplen Voraussetzungen das sogenannte Halbeinkünfteverfahren.
Die Voraussetzungen sind:
Vertrag wird seit mindestens 12 Jahren bespart und die Bezugsperson hat das 62. LJ erreicht.
Das Halbeinkünfteverfahren garantiert uns jetzt eine 50% Steuerfreiheit auf alle Gewinne. Danach eine Besteuerung mit dem persönlichen Steuersatz.
Bestandssicherheit
Eine Gesetzesänderung wird auch nur in der Zukunft abgeschlossene Verträge treffen und nicht bereits laufende. Man sichert sich also das Halbeinkünfteverfahren. Siehe Rentenversicherungen vor 2004: Hier galt noch 100% Steuerfreiheit auf Gewinne.
Zinssatz | 6% |
Anlagedauer | 30 Jahre |
Endkapital | 100.000€ |
Gewinn | 63.247,91€ |
Eingezahltes Kapital | 36.752,40€ |
50% zu versteuern vom Gewinn = 31.623,5€
Jetzt kann man den Fall an dieser Stelle nach belieben Todrechnen. Denn die Kapitalauszahlung aus dem Vertrag muss nicht auf einmal geschehen, sondern lässt sich eben stückeln bis zur sog. Rentenaufschubdauer. Level V empfiehlt hier unseren Mandanten stets das Maximum zu wählen, also bei den meisten Versicherern das 84. oder 85. Lebensjahr.
Wie viel genau ich also nun auszahlen lasse, bespreche ich am besten mit einem Steuerberater, damit man Freibeträge ausnutzt und Grenzsteuersätze vermeidet.
Aber weiter mit der Rechnung:
Wir nehmen einen durchschnittlichen Persönlichen Steuersatz von 25% an.(Entspricht in Etwa 55.000€ Bruttojahreseinkommen).
31.623,5€ * 25% = 7.905,88€ Steuerlast
Netto bleibt also 92.094€ übrig.
Besonderheit Fondsgebundene Rentenversicherung
Ein Fondswechsel innerhalb der Police zählt nicht als Verkauf. Es müssen also keine Gewinne realisiert und Steuern gezahlt werden. Wechsel sind in der Regel 12x jhrl kostenfrei möglich.
Besteuerung bei Verrentung:
Möchte ich die Lebenslange Rentenzahlung in Anspruch nehmen, so wird meine Rente mit dem sogenannten Ertragsanteil besteuert.
Alter bei Rentenbezug | Zu versteuernder Anteil % |
62 | 21 |
63 | 20 |
64 | 19 |
65 bis 66 | 18 |
67 | 17 |
68 | 16 |
69 bis 70 | 15 |
Gehe ich also mit 67 Jahren in Rente und beziehe dann eine Lebenslange Zusatzrente von 350€ muss ich 17% von dieser mit meinem persönlichen Steuersatz versteuern.
350€ * 17% Ertragsanteil * 25% Steuersatz = 14,88€ Steuern
Es bleiben also 335,13€ Zusatzrente übrig jeden Monat.
Sozialabgaben
Sozialabgaben fallen weder bei Kapitalisierung noch Verrentung noch ETF-Sparplan an.
Zwischenfazit Fondsgebundene Rentenversicherung
- Besteuerung mit persönlichem Steuersatz bei Kapitalisierung
- Besteuerung nach Tabelle und persönlichem Steuersatz bei Verrentung
- Bestandssicherheit bei laufendem Vertrag
Kosten ETF-Sparplan
Die Kosten eines ETF-Sparplans sind sehr gering. Gehen wir vom Optimum aus, sprich keine Ordergebühren und Ausgabeaufschläge. Zudem ein sehr geringes Führungsentgelt. Wir gehen auch von einer TER von 0,2% oder geringer aus. So können wir bei uns zumindest ein Depot anbieten, welches die Rendite insgesamt(TER+Kosten) um ca. 0,3% p.a. reduziert.
Außer Acht gelassen wird hier erstmal eine eventuell anstehende Regulierung des „Payment for Order Flow“, welche die Konditionen für den Verbraucher verschlechtern könnte.
Kosten Fondsgebundene Rentenversicherung
Die Kosten einer Fondsgebundenen Rentenversicherung sind auf den ersten Blick nicht so einfach zu erkennen. Beschäftigt haben wir uns viel mit diesem Thema, denn es ist auch der Punkt, der die Meisten davon abhält ein solches Produkt für sich zu nutzen.
Die Grundlagen haben wir bereits hier zusammengefasst.
Der große Nachteil ist nun einmal, dass man mit einer Fondsgebundenen Rentenversicherung, welche nicht kostenoptimiert ist, ziemlich tief ins Klo greifen kann. Wer sich ein wenig mit uns beschäftigt hat, weiß aber, dass dies unser absolutes Steckenpferd ist.
Ohne hier jetzt etliche Seiten mit unseren Berechnungen zu füllen (bestehend aus Rechenkernen vom Frauenhofer Institut und der Mutter aller Excel Rechner), kann ich einfach eine Zahl nennen. Wir gehen hier auch wieder vom Optimum Stand Anfang 2022 aus. Die Minderung der Rendite beträgt bei diesem Produkt 0,6% p.a. und ist damit doppelt so teuer wie der ETF Sparplan, aber immer noch 5 mal günstiger als Rechnungen mit dem Durchschnitt, die ich so oft im Netz lese.
Zwischenfazit Fondsgebundene Rentenversicherung - ETF Sparplan
Der ETF-Sparplan hat bei den Kosten die Nase vorn, die Fondsgebundene Rentenversicherung bei der Besteuerung. Lässt man beides nebeneinander laufen, so hat das ETF-Depot nach 30 Jahren einen ca. 5% höheren Wert als die Rentenversicherung.
Wenn keine Fondswechsel oder Verkäufe passiert sind.
Fazit und weiche Faktoren
Kapital für Immobilie?
Möchte ich eine eigene Immobilie Erwerben, geht dies besser mit etwas Eigenkapital. Hier ist ein Depot sehr hilfreich.
Geistige Fähigkeiten im Alter
Bin ich auch im hohen Alter noch in der Lage mein Depot zu verwalten? Die FRV automatisiert Auszahlungen.
Lebenslange Rente
Bei stetig steigender Lebenserwartung könnte es sein, dass einem im Alter irgendwann das Geld ausgeht. Die Lebenslange Rente löst das Problem.
Viel Zeit für Gesetzeswandel
Wir können uns leider nicht ansehen, wie die Besteuerung von Depots kurz vor der Rente aussieht. Es lohnt sich also zu diversifizieren.
Als abschließendes Fazit zum Vergleich Fondsgebundene Rentenversicherung und ETF-Sparplan lässt sich sagen, dass am besten im Zusammenspiel mit beiden Produkten für das Alter vorgesorgt wird. Eine Fondsgebundene Rentenversicherung kann den Kapitalbedarf vor der Rente nicht so gut decken wie ein Depot. Doch das Depot kann keine Lebenslange Rente und steuerliche Sicherheit liefern. Man diversifiziert also am besten nicht nur bei den Aktien, sondern auch bei den Produkten.
Laut Empfehlung Level V sollte die Sparleistung fürs Alter zu 2/3 ins Depot und 1/3 in eine kostenoptimierte Fondsgebundene Altersvorsorge fließen.
Du bist dir unsicher?
Das ist kein Problem, so geht es vielen Menschen. An dieser Stelle rühre ich dann einmal die Werbetrommel und weise dich darauf hin, dass du da nicht alleine durch musst, sondern dir Hilfe von uns holen kannst. Wir machen das den ganzen Tag und abends, mit Beleuchtung, will sagen wir kennen uns da ganz gut aus, mit der Ruhestandsplanung.
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Jetzt Kontakt aufnehmenFAQ Fondsrente oder ETF-Sparplan?
Die fondsgebundene Rentenversicherung und der ETF-Sparplan sind beide Investitionsmöglichkeiten für die private Altersvorsorge. Der ETF-Sparplan bietet eine einfache Funktionsweise und maximale Freiheit und Flexibilität, während die fondsgebundene Rentenversicherung komplexer ist und eine lebenslange Rente als Auszahlungsoption bietet.
Die Hauptvorteile eines ETF-Sparplans sind seine einfache Funktionsweise und maximale Flexibilität. Auch die geringen Kosten sprechen für sich. Wer jedoch mit hohen Verlusten nicht umgehen kann und nicht sehr diszipliniert ist und alle 2 Jahre für einen Urlaub sein Depot plündert, wird mit dem reinen Sparplan Schwierigkeiten haben im Alter.
Ein häufiger Fehler bei der Nutzung eines ETF-Sparplans ist die mangelnde Disziplin oder das Wissen, um in Krisenzeiten richtig zu reagieren. Auch eine höhere Steuerlast zum Auszahlungszeitpunkt sind zu beachten.
Ein komplexes Problem wie die Altersvorsorge ist nicht mit einem einzelnen Produkt zu lösen. Man sollte am besten beides nutzen, um von beiden Vorteilen zu profitieren und die Nachteile auszugleichen. So liefert die Fondsrente eine lebenslange Rente und der ETF-Sparplan die Flexibilität bis dahin, bei geringeren Kosten.
Ja, bis zu einem gewissen Grad ist das möglich. Du kannst jeden Monat kostenlos und ohne Steuern zu zahlen, den oder die Fonds innerhalb der Fondsrente wechseln. Beachte aber, dass du vermutlich keine so große Fondsauswahl hast, wie in einem Depot. Die meisten günstigen weltweiten Fonds und einige Branchen- oder Sektorfonds sind aber auch hier auswählbar.
Der „Versicherungsmantel“ erlaubt es dir ab 12 Jahren Laufzeit und dem 62. Lebensjahr 50% weniger Steuern zu bezahlen, wenn du den Policenwert kapitalisieren möchtest oder aber eine lebenslange Rente zu erhalten – deine Wahl.
Solltest du frühzeitig an dein Geld müssen, so ist eine vorzeitige Auflösung auch möglich, muss dann allerdings voll versteuert werden, wie der ETF-Sparplan auch. Du verlierst also nur deinen Vorteil, hast keinen zusätzlichen Nachteil.