Kurzes Zwischenwort zu uns und unserer Philosophie
In dieser Analyse gehen wir trotzdem detailliert auf die Unterschiede von ETF-Versicherung und ETF-Sparplan ein und rechnen beides einmal transparent und nachvollziehbar durch. Behalte dabei im Hinterkopf, dass wir unseren Mandanten beides anbieten und dazu raten, eine Hybridlösung für das komplexe Problem Altersvorsorge zu fahren.
Wir werden hier keine pauschale Verurteilung der einen oder anderen Möglichkeit treffen, wie es einige selbsternannten Finanzexperten und Verbraucherschützer gerne tun. Wir haben die nötigen Prüfungen und Zertifizierungen und haften für unsere Beratung (im Gegensatz zum ein oder anderen Internetnutzer).
Voraussetzungen für den Vergleich von ETF-Versicherung mit ETF Depot
Vergleich ETF-Versicherung und ETF-Sparplan: Detaillierte Analyse
ETF-Versicherung | ETF-Sparplan | |
---|---|---|
Vertragspartner | Versicherung | Depotbank |
ETF-Angebot | Umfangreich | Alles |
Versteuerung der Erträge | Keine Abgeltungssteuer, Halbeinkünfteverfahren (50% Steuerfreiheit) + Teilfreistellung: 15 % | Abgeltungssteuer (bzw. Vorabpauschale). Teilfreistellung: 30% (bei ETFs mit >51% Aktien) |
Vererbbarkeit | Ja, problemlos | Ja, problemlos |
Beiträge | Flexibel | Flexibel |
Liquidität Guthaben | 100% | 100% |
Kosten (all-in Effektivkosten) | 0,6% – 0,95% (mit Weltportfolio) | 0,3% – 0,4% (mit Weltportfolio) |
Sicherheit | Sicherungsvermögen (100% gesichert) | Sondervermögen (100% gesichert) |
Ablaufmanagement | Automatisch | Eigenregie |
Rentenzahlung | Lebenslang | Solange Kapital reicht |
Vergleich ETF-Versicherung und ETF-Sparplan: Kosten
Die ETF-Versicherung lohnt sich gegenüber dem Sparplan also immer dann, wenn meine Kosten für den Steuervorteil geringer sind als der Steuervorteil in € wert ist.
ETF-Versicherung | ETF-Sparplan | |
---|---|---|
Abschlusskosten | 2,5% der Beitragszahlungen der nächsten 35 Jahre* | Keine |
Ausgabeaufschläge | Keine | Keine |
Depotführungsentgelt | Keines | Max. 25€ p.a. |
Verwaltungskosten p.a. | Anbieterabhängig | 0,2% – 0,6% |
Mittlerweile gibt es genug Anbieter, die die kostenlose Besparung von ETFs im Sparplan anbieten und auch keine Depotführungsentgelte mehr nehmen, als dass hier noch ein Kostenpunkt aufgeführt werden müsste. Etwaige Fremdkostenzuschläge beim Verkauf oder manuellen Nachkauf vernachlässigen wir hier, da diese i. d. R. aktuell nur 1-2€ ausmachen. Das Thema könnte allerdings wieder relevant werden, wenn die EU Payment for Orderflow verbietet, was den Banken aktuell die günstigen Orders für den Kunden ermöglicht.
Kurzer Einschub Payment for Orderflow und die geringen Ordergebühren
Kurzum, du als Sparer, bekommst von der Bank einen leicht schlechteren Kurs beim Einkaufen und Verkaufen, die Differenz zum echten Kurs behält die Bank sich ein und muss dafür keine Ordergebühren erheben. Für Sparplannutzer hat das langfristig aber nur einen sehr geringen Nachteil, weshalb dies in der Rechnung nicht berücksichtigt wird.
Es ist egal, ob es ein Brutto oder Nettoprodukt ist
Konkreter Kostenvergleich von Brutto-, Nettopolice und ETF-Sparplan
Bruttopolice | Nettopolice | ETF-Sparplan | |
---|---|---|---|
Monatliche Sparrate | 250€ | ||
Einmaliges Honorar (ggf. inkl. Finanzierungskosten) | 0,00€ | 3.000,00€ | 0,00€ |
Kosten der Fondsanlage (0,2% p.a. thesaurierender Aktienfonds 6% Rendite) | 10.436,92€ | 10.533,38€ | 11.532,77€ |
Kosten Versicherer / Kosten Depotbank | 12.915,00€ | 9.597,12€ | 1.000,00€ |
Gesamtkosten | 23.351,92€ | 22.130,50€ | 12.532,77€ |
Die Beitragszahldauer und Zinshochrechnung beträgt 40 Jahre. Es wurde für alle Optionen derselbe Fonds zugrunde gelegt. Ein generischer weltweit anlegender Aktienfonds mit einer TER von 0,2% und 6% jährlicher Rendite. Für die Bruttopolice haben wir einen Tarif der Universa und für die Nettopolice den der Bayerischen im Vergleich herangezogen. Die Kosten wurden per Software berechnet. Für das Depot haben wir 2€ Kosten im Monat berechnet, dies könnten Ordergebühren oder Depotführungsentgelte sein. Der Wert fällt für den ein oder anderen deutlich höher aus.
Vergleich ETF-Versicherung und ETF-Sparplan: Besteuerung
Schauen wir uns einmal eine Kurzübersicht der verschiedenen Besteuerungen an.
ETF-Versicherung | ETF-Sparplan | |
---|---|---|
Teilfreistellung | 15% der Erträge steuerfrei | Ab 51% Aktienanteil im Fonds 30% Erträge steuerfrei |
Halbeinkünfteverfahren | 50% der Erträge steuerfrei | – |
Steuer während Sparphase | Keine | Vorabpauschale |
Steuern bei Umschichtung | Keine | 26,375% auf Erträge |
Es ist wichtig an dieser Stelle noch einmal anzumerken, dass bei der Anlage in ETF-Sparpläne das Risiko besteht, dass sich die steuerliche Beurteilung im Laufe der Zeit ändert. Gesetzliche Neuregelungen, neue Rechtsprechungen oder Erlasse der Finanzverwaltung können die steuerlichen Folgen für die Anleger nachträglich beeinflussen. Es gibt keinerlei Garantien, dass sich über den gesamten Anlagezeitraum nichts an den äußeren Umständen ändert und du hast als Anleger auch keinen Bestandsschutz.
Besteuerung Fonds und Vorabpauschale
Die steuerliche Situation ist zwar etwas komplex, aber von großer Bedeutung für deine zukünftige Entscheidung. Seit 2009 unterliegen die Kursgewinne deiner ETFs während der Haltedauer der Abgeltungssteuer. Als Anleger bedeutet dies, dass du 25% plus Solidaritätszuschlag (insgesamt 26,375%) und gegebenenfalls Kirchensteuer auf deine Erträge, Zinsen und realisierten Kursgewinne zahlen musst. Wir rechnen ohne die Kirchensteuer.
Seit 2018 müssen nur 70% der Erträge aus ETFs besteuert werden müssen. Man spricht von einer Teilfreistellung von 30%. Zusätzlich werden ETFs während der Haltedauer mit der Vorabpauschale besteuert. Die Steuern, die durch die Vorabpauschale beglichen werden, werden dann bei einem Verkauf gegengerechnet, um eine doppelte Besteuerung zu vermeiden. Das macht übrigens alles die Depotbank automatisch.
Die Steuerlast der Vorabpauschale mindert den Zinseszinseffekt in einem ETF-Sparplan. Die genaue Höhe der Vorabpauschale hängt unter anderem vom Basiszins und der Kursentwicklung deiner Anlage im laufenden Jahr ab. Steigt der Basiszins im Laufe der Jahre, nimmt auch die mögliche Steuerlast zu. Du siehst also, dass wir hier nur bedingt eine sinnvolle Berechnung anstellen können, da der Basiszins in den nächsten 30-40 Jahren nicht konstant bleiben wird. Die mit der Vorabpauschale gezahlte Steuer wird beim Verkauf angerechnet, um eine doppelte Besteuerung zu vermeiden, der Zinseszinseffekt wurde dadurch aber bereits gemindert.
Beispiel Vorabpauschale
Die Vorabpauschale ist vom Ertrag im jeweiligen Jahr abhängig.
Angenommen du hast 100.000€ in deinem Depot und am Ende des Jahres eben 106.000€.
Ertrag 6.000€ bedeutet eine Steuerlast von 329,56€
Besteuerung einer ETF-Versicherung
Besteuerung Kapitalauszahlung ETF-Versicherung
Zusätzlich dazu haben alle Fonds in einer Versicherung eine Teilfreistellung von 15%. Du musst also nur 85% der hälfte deiner Erträge (Nicht deiner Einzahlungen) mit deinem persönlichen Steuersatz versteuern zum Zeitpunkt der Auszahlung. Für die meisten Leute wird dieser Steuersatz auch wesentlich niedriger sein als während der Erwerbstätigkeit. Also (Erträge *0,5) * 0,85 ergibt den zu versteuernden Betrag. Auch dies passiert aber automatisch.
ETF-Versicherung | ETF-Sparplan | |
---|---|---|
Einzahlungen | 100.000€ | 100.000€ |
Gesamtkapital | 500.000€ | 500.000€ |
Erträge | 400.000€ | 400.000€ |
Zu versteuern | 400.000€ * 0,5 = 200.000€ * 0,85 =170.000€ | 400.000€ * 0,7 = 280.000€ |
Steuerlast | 170.000€ * 35% = 59.500€ | 280.000€ * 26,375 = 73.850€ |
Besteuerung einer ETF-Versicherung Lebenslange Rente
Alter | Ertragsanteil (%) |
---|---|
62 | 21 |
63 | 20 |
64 | 19 |
65 | 18 |
66 | 18 |
67 | 17 |
68 | 16 |
69 | 15 |
70 | 15 |
Erhältst du nun aus deiner privaten Rentenversicherung eine Rente von 1.500€ würden 17% davon mit deinem persönlichen Steuersatz besteuert werden.
1.500€ * 0,17 = 255€
Diese würden mit deinem persönlichen Steuersatz zu dem Zeitpunkt versteuert werden. Sagen wir 35%. 255€ * 0,35 = 89,25€ Steuerlast.
ETF-Versicherung Freibeträge in der Kapitalisierung optimal nutzen
Vergleich Ansparphase
Marke Eigenbau vs Betreuung vom Fachmann
Hier ist es aus unserer Sicht hilfreich, einen Ansprechpartner an der Seite zu haben, der die Motivation hochhält und bei Finanzkrisen den kühlen Kopf bewahrt.
Wir freuen uns über jeden, der sich selber mit der Thematik beschäftigt und für sich umsetzt, das ist bei weitem aber eine kleine Minderheit aller Sparer. Für alle anderen stehen wir zur Verfügung und unterstützen bei der Umsetzung der Ruhestandsplanung.
Umschichten und Rebalancen: ETF-Depot
Kurzum, über die vielen Jahre der Anlage werden sich deine ETFs unterschiedlich stark entwickeln, sodass die ursprünglich getroffene Gewichtung wieder hergestellt werden muss. Dafür werden die übergewichteten Positionen zum Teil verkauft oder getrimmt und die ins Hintertreffen geratenen Positionen aufgestockt. Dies wird im ETF-Depot manuell durch dich durchgeführt. Bei jedem Verkauf fallen hier wieder Steuern in Höhe von 26,375% auf die Erträge an. Dein Zinseszinseffekt wird hier wieder reduziert.
ETF-Versicherung | ETF-Sparplan | |
---|---|---|
Rebalancing | Automatisch | Manuell |
Fondswechsel | Steuerfrei | Versteuert |
Beitragspause | Möglich | Möglich |
Steuern bei Umschichtung | Keine | 26,375% auf Erträge |
Umschichten und Rebalancen: ETF-Versicherung
Der große Vorteil hier ist allerdings, dass dies komplett Steuerfrei und automatisch passiert. Deine Fonds werden jedes Jahr oder jeden Monat, wie du es wünschst, automatisch auf die von dir vorgegebene Verteilung gebracht, ohne dafür Einbußen beim Zinseszinseffekt zu haben, denn innerhalb der Police fallen beim Verkauf keine Steuern an.
Umschichten in ESG-Konforme Fonds
In seinem ETF-Depot, welches dieselben Fonds hielt, sah die Sache anders aus: Auf die mittlerweile knapp 24.000€ Erträge (nach Teilfreistellung) mussten 26,375% Steuern gezahlt werden.
24.000€ * 0,26375 = 6.330€ Steuern – 1.000€ Freibetrag = 5.330€ Steuerlast
Der Wiederanlagewert war also 5.330€ geringer. Das hat ungefähr 1,5 Jahre Zinseszins wieder rückgängig gemacht, war aber notwendig für die ESG-Konforme Anlage.
- Bei einem Fondswechsel fallen in einer Versicherung keine Steuern an, beim ETF-Depot aber schon
- Es kann auch zu unfreiwilligen Fondswechseln kommen aus verschiedenen Gründen
- Vanguard beziffert die Mehrrendite durch einen Berater bei der Altersvorsorge und der Geldanlage mit 3%
- Diversifiziert bespart man ein ETF-Depot und eine ETF-Versicherung fürs Alter
Eine Umschichtung kann auch "unfreiwillig" geschehen
Vergleich Ruhestandsphase
Umschichtung vor der Ruhestandsphase
Um das auszugleichen, fängt man ca. 5 Jahre vor geplantem Rentenbeginn an, von volatilen Aktienfonds in weniger schwankungsstarke Anlagen umzuschichten.
In der ETF-Versicherung passiert das auf Wunsch automatisch, beim ETF-Sparplan muss man sich selber darum kümmern oder dies mit seinem Ansprechpartner durchführen.
Beim Umschichten im Depot fallen Steuern an, in der ETF-Versicherung nicht.
Lohnt sich die Lebenslange Rente in der ETF-Versicherung?
750.000€/10.000€ = 75€ -> 75€*24 = 1.800€ monatliche Rente.
Ob sich die Rente lohnt, hängt rechnerisch maßgeblich von deiner Lebenserwartung ab. Du würdest in diesem Beispiel im Jahr 21.600€ Rente erhalten.
750.000€/21.600€ = 34,72 Jahre
Beziehst du die Rente also mindestens 35 Jahre, dann lohnt sich eine Verrentung rechnerisch. Du wärst dann aber auch, ausgehend vom Rentenbeginn 67, 102 Jahre alt. Wie realistisch das für dich ist, musst du selber abwägen. Die allgemeine Lebenserwartung steigt, aber ob du individuell so alt wirst, ist dann dein persönliches „Risiko“ welches du mit der Rentenversicherung absichern kannst.
- Die Verrentung nimmt Verwaltungsaufwand, da die lebenslange Auszahlung automatisch geschieht
- Um bei einer Verrentung "Gewinn" zu machen muss man bei den meisten Tarifen über 100 Jahre alt werden
- Verstirbt man früher zahlt die Versicherung die Rentengarantiezeit an eine Begünstigte Person weiter aus
- Einige Tarife zahlen Hinterbliebenen auch das noch nicht verrentete Kapital aus
Fazit
Aus unserer Sicht fährt man am besten, wenn man beide Produkte nutzt und so nicht nur bei den Unternehmen diversifiziert, sondern auch in der Form der Besteuerung und sich die Option auf eine lebenslange Verrentung offen lässt. Entscheiden musst du nämlich erst im kurz vorher welche Variante du nutzen möchtest. Das ganze natürlich unter der Voraussetzung, dass man keinen besonders teuren ETF-Versicherungstarif hat. Wir unterstützen mit finanzmathematischen Gutachten und der Einrichtung deiner ETF-Sparpläne und Versicherung. Sowohl provisionsbefreite als auch Provisionstarife – du entscheidest!
ETF-Versicherung vs. ETF-Sparplan FAQ - die meistgestellten Fragen
Eine ETF-Rentenversicherung und ein ETF-Sparplan sind beide Anlagestrategien, die auf ETFs (Exchange Traded Funds) basieren. Sie unterscheiden sich jedoch in der Art und Weise, wie sie besteuert werden und wie sie verwaltet werden.
Wenn ETF-Anteile verkauft werden, fallen in Deutschland Abgeltungssteuern an. Diese betragen 25% plus Solidaritätszuschlag (insgesamt 26,375%) und ggf. Kirchensteuer auf die Erträge, Zinsen und realisierten Kursgewinne.
Die Vorabpauschale ist eine Art von Steuer, die auf ETFs während der Haltedauer anfällt. Die dadurch beglichenen Steuern werden dann bei einem Verkauf gegengerechnet, sodass keine doppelte Besteuerung stattfindet.
Bei einer ETF-Rentenversicherung kann man zwischen einer lebenslangen Rente und einer Kapitalauszahlung wählen, und für diese beiden Varianten gelten unterschiedliche Besteuerungen. Bei einer Kapitalauszahlung wird unter bestimmten Voraussetzungen das Kapital mit dem Halbeinkünfteverfahren besteuert.
Beim Halbeinkünfteverfahren wird die Hälfte der Erträge bzw. Kursgewinne zur Besteuerung herangezogen. Dies gilt, wenn der Vertrag der ETF-Rentenversicherung bereits 12 Jahre läuft und der Anleger mindestens 62 Jahre alt ist.
Die lebenslange Rente aus einer ETF-Rentenversicherung wird mit dem sogenannten Ertragsanteil besteuert. Die Höhe des Ertragsanteils hängt vom Alter des Rentenbezugs ab.
Das Ablaufmanagement bezieht sich auf die Investitionsphase vor dem Rentenalter. Es beinhaltet Entscheidungen über das Umschichten von ETFs und die Anpassung des Portfolios an das sich ändernde Risikoprofil des Anlegers.
Bei einer ETF-Rentenversicherung kann der Anleger selbst entscheiden, ob die Versicherung zu bestimmten Zeitpunkten ein Ablaufmanagement vornimmt, oder ob er die Versicherung in jedem Einzelfall für eine Umschichtung beauftragt. Das Ablaufmanagement sorgt dafür, dass das Portfolio vor der Rentenbezugsphase nicht mehr so starken Schwankungen unterliegt.
Eine ETF-Rentenversicherung bietet Vorteile wie Steuerstundungseffekt, Planbarkeit und das Fehlen von Steuern beim Umschichten oder Ablaufmanagement.
Es gibt keine eindeutige Antwort auf diese Frage, da es auf die individuellen Umstände und Präferenzen des Anlegers ankommt. Einige Anleger entscheiden sich dafür, beide Wege der Geldanlage zu nutzen, um die Vorteile beider Welten zu nutzen. Diversifikation gilt nicht nur bei Fonds, sondern auch bei der Produktwahl zur Altersvorsorge.