Primärarzt zuerst – und dann?

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Was sich im Gesundheitswesen gerade verändert (und was das für dich bedeutet)

Vielleicht hast du’s schon gehört: In Zukunft sollst du nicht mehr einfach direkt zum Facharzt gehen dürfen. Stattdessen wird es bald Pflicht, erst zum Hausarzt – dem sogenannten „Primärarzt“ – zu gehen. Nur dieser darf dich dann, wenn nötig, an einen Facharzt überweisen. So stellt es sich Gesundheitsminister Karl Lauterbach zumindest vor. Das Ziel: weniger Doppeluntersuchungen, weniger überfüllte Praxen – und mehr Struktur im System. Aber was bedeutet das im Alltag wirklich? Entlastung oder Entmündigung? Und wo stehen eigentlich privat Versicherte in diesem neuen Modell?
Primärzarztsystem
Der Hausarzt als Lotse: Erst zum Allgemeinmediziner, dann zum Spezialisten

Was ist das Primärarztsystem?

Das Primärarztsystem orientiert sich an internationalen Vorbildern, etwa aus Dänemark oder den Niederlanden. Die Idee: Patient:innen sollen sich künftig zuerst an eine hausärztliche Praxis wenden, bevor sie Fachärzte konsultieren. Der Hausarzt oder die Hausärztin fungiert also als zentrale Steuerstelle, prüft Beschwerden, behandelt nach Möglichkeit selbst oder überweist bei Bedarf an Spezialist:innen. Ziel ist es, die oft fragmentierte Patientensteuerung in Deutschland zu verbessern, Facharztpraxen zu entlasten und medizinische Ressourcen gezielter einzusetzen. Ein „Arzt-Hopping“, wie es aktuell möglich ist – von einem Facharzt zum nächsten ohne hausärztliche Einschaltung – würde damit stark eingeschränkt.

Vorteile des Primärarztsystems

Befürworter sehen in dem System große Chancen:
  • Bessere Koordination: Hausärzt:innen kennen die Krankengeschichte ihrer Patient:innen meist am besten und können somit individuell und zielgerichtet weitervermitteln.
  • Reduzierung unnötiger Facharztbesuche: Viele Beschwerden lassen sich hausärztlich abklären – ohne lange Wartezeiten beim Spezialisten.
  • Kosteneffizienz: Durch gesteuerte Versorgung könnten Milliarden eingespart werden – ohne Qualitätsverlust, so das Versprechen.
  • Entlastung des Systems: Durch die Bündelung beim Hausarzt könnten Notaufnahmen und Fachpraxen von nicht dringlichen Fällen entlastet werden.

Was viele jetzt befürchten: Eingeschränkte Wahlfreiheit, überforderte Praxen & mehr Bürokratie

Auf dem Papier klingt die Idee erstmal vernünftig: mehr Struktur, weniger doppelte Wege, ein zentraler Ansprechpartner für alle medizinischen Fragen. Doch genau hier beginnt für viele die Sorge. Denn was bedeutet das im Alltag? Wer künftig zum Facharzt will, muss erst zum Hausarzt – auch dann, wenn er das Problem selbst gut einschätzen kann. Die freie Arztwahl, ein Eckpfeiler unseres Gesundheitssystems, steht damit plötzlich nicht mehr an erster Stelle. Dazu kommen ganz praktische Sorgen:
  • Hausärzte am Limit: Schon heute berichten viele Praxen von übervollen Wartezimmern und kaum noch Luft für neue Patienten. Wenn nun alle Behandlungen über den Hausarzt laufen müssen, droht das System an genau dieser Stelle zu kippen.
  • Engpässe auf dem Land: Besonders in ländlichen Regionen gibt es längst nicht genug Hausärzte. Wer dort heute schon Wochen auf einen Termin wartet, könnte künftig noch länger vertröstet werden – mit echten Risiken für die Gesundheit.
  • Mehr Regeln, mehr Aufwand: Damit das Modell funktionieren kann, braucht es vernetzte IT-Systeme, klare Zuständigkeiten und digitalisierte Abläufe. Doch genau hier hängt das Gesundheitswesen oft noch Jahre hinterher. Ohne durchdachte Umsetzung droht mehr Bürokratie statt Entlastung.

Was bedeutet das für gesetzlich Versicherte?

Für gesetzlich Versicherte könnte das Primärarztsystem verpflichtend werden – ähnlich wie es in anderen Ländern bereits Realität ist. Die freie Arztwahl würde damit eingeschränkt, zumindest für den Erstkontakt mit dem Gesundheitssystem. Wer direkt zum Facharzt will, müsste eine hausärztliche Überweisung vorlegen. In einem solchen Modell könnten auch finanzielle Anreize gesetzt werden: Wer sich an die hausärztliche Koordination hält, erhält Bonusleistungen oder geringere Zuzahlungen. Wer sich nicht daran hält, muss mit Nachteilen rechnen – etwa längeren Wartezeiten oder dem Verlust bestimmter Vorteile.

Und wie sieht es bei privat Versicherten aus?

Denn: Für privat Versicherte könnte das Primärarztsystem optional bleiben. Viele Tarife der PKV bieten ohnehin freie Arztwahl, direkte Facharzttermine und individuelle Steuerung. Daraus ergeben sich mehrere Vorteile der PKV im neuen System:

1. Wahrung der Entscheidungsfreiheit

Während gesetzlich Versicherte an das hausärztliche Modell gebunden wären, könnten PKV-Versicherte weiterhin flexibel und selbstbestimmt agieren. Wer einen Hautarzt oder Orthopäden direkt aufsuchen möchte, muss nicht zuerst den Hausarzt konsultieren.

2. Schnellere Termine

PKV-Versicherte genießen heute schon oft schnellere Facharzttermine – dieser Vorteil dürfte im neuen System sogar noch wachsen, da gesetzlich Versicherte zusätzliche bürokratische Hürden überwinden müssen.

3. Höherwertige Versorgung

Viele PKV-Tarife bieten Zugang zu Spezialisten, Wahlleistungen im Krankenhaus oder innovative Therapien – unabhängig vom Primärarztmodell.

4. Attraktivität für junge Menschen

Gerade jüngere, gesunde Menschen, die Wert auf Flexibilität legen, könnten durch das neue System verstärkt in Richtung PKV abwandern – insbesondere wenn sie wenig Arztkontakte haben und den bürokratischen Aufwand scheuen.

Fazit

Ein Primärarztsystem soll unser überlastetes Gesundheitswesen entwirren. Doch die geplante Reform droht, alte Probleme zu verschärfen – und neue zu schaffen. Denn während Privatversicherte weiterhin direkt zum Facharzt können, werden Kassenpatient:innen zur Hausarzt-Pflicht verdonnert. Ein Freifahrtschein für die Privaten – und eine Einladung zum Systemwechsel für alle, die sich die Privilegien leisten können.

Zudem ist klar: Ohne digitale Vernetzung, faire Vergütung und flexible Ausnahmen wird das Modell zum Bürokratie-Monster. Die Folge? Lange Warteschlangen bei Hausärzt:innen – und noch mehr Frust auf beiden Seiten des Tresens. Die große Frage: Wird hier wirklich die Versorgung verbessert – oder nur eine neue Hürde für gesetzlich Versicherte gebaut?

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