GDPR gone wild: Macht Brüssel jetzt Bitcoin platt?

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Die Europäische Union steht kurz davor, eine Reihe neuer Richtlinien einzuführen, die weitreichende Konsequenzen für die Nutzung von Bitcoin und anderen Kryptowährungen innerhalb der EU haben könnten. Im Zentrum der Debatte steht ein Vorschlag des Europäischen Datenschutzausschusses (EDPB), der die Grundprinzipien der Blockchain-Technologie infrage stellt – mit potenziell fatalen Folgen für die Krypto-Community in Europa.
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Wenn Datenschutz auf Dezentralität trifft: Die DSGVO bringt Blockchains ins Wanken.

Datenschutz trifft Dezentralität: Eine gefährliche Kollision

Die neue Richtlinie des EDPB zielt darauf ab, personenbezogene Daten im Kontext von Blockchain-Technologien strenger zu regulieren. Grundsätzlich ist der Schutz personenbezogener Daten innerhalb der EU durch die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO, engl. GDPR) geregelt – eine der weltweit strengsten Datenschutzvorschriften. Doch wie diese Vorgaben mit der technischen Struktur von Blockchains, insbesondere von Bitcoin, vereinbar sein sollen, ist derzeit mehr als fraglich.

Was genau sorgt für die Aufregung? Der EDPB schlägt vor, sogenannte private keys – die geheimen Schlüssel, mit denen Nutzer ihre Krypto-Wallets verwalten – als personenbezogene Daten einzustufen. Das klingt zunächst unspektakulär, hat aber weitreichende Implikationen: Personenbezogene Daten unterliegen in der EU dem Recht auf Vergessenwerden. Nutzer haben das Recht, ihre Daten löschen zu lassen – ein Grundpfeiler der DSGVO. Doch genau das ist in einer Blockchain nicht möglich.

Unveränderbarkeit als Sicherheitsmerkmal – und regulatorisches Dilemma

Ein zentrales Prinzip von Blockchains wie Bitcoin lautet: Was einmal gespeichert wurde, bleibt dauerhaft erhalten. Änderungen oder Löschungen sind – zumindest technisch – nicht vorgesehen. Diese Unveränderlichkeit ist kein Nebeneffekt, sondern ein bewusstes Sicherheitsmerkmal. Sie soll Manipulationen verhindern und Vertrauen schaffen – gerade in einem System, das ohne zentrale Instanz auskommt.

Doch genau dieses Prinzip kollidiert mit dem europäischen Datenschutzrecht. Der Europäische Datenschutzausschuss (EDPB) stellt klar: Technische Grenzen rechtfertigen keine Verstöße gegen die DSGVO. Selbst wenn eine Löschung technisch nicht möglich ist, bleibt sie rechtlich verpflichtend – insbesondere, wenn es um personenbezogene Daten geht.

Für öffentliche Blockchains ist das ein ernsthaftes Problem. Ihre Architektur basiert auf Dauerhaftigkeit – nicht auf Vergessen. Was einmal in der Kette gespeichert ist, lässt sich nicht mehr entfernen. Die DSGVO hingegen fordert genau das Gegenteil: das Recht auf Löschung.

Alexandre Stachtchenko, Strategiechef der französischen Kryptoplattform Paymium, sieht in dieser Haltung einen fundamentalen Zielkonflikt. Seiner Meinung nach erwartet die EU, dass sich Technologie der Juristerei unterordnet – auch wenn die technische Realität ganz andere Grenzen setzt. Das führe zwangsläufig zu Reibung zwischen Innovationsdrang und Regulierung.
Blockchain löschen
Mit dem Radiergummi gegen die Blockchain? Die DSGVO trifft auf technische Realität – und stößt an ihre Grenzen.

Blockchain löschen – Wunschdenken trifft Realität

In seinen aktuellen Empfehlungen beschäftigt sich der Europäische Datenschutzausschuss (EDPB) erstmals ganz konkret mit einem brisanten Szenario: Was passiert, wenn sich personenbezogene Daten auf einer Blockchain nicht gezielt löschen lassen? Die Antwort überrascht – und wirkt gleichzeitig wie aus einer Parallelwelt.

Die Aufsichtsbehörde schlägt vor, in solchen Fällen die gesamte Blockchain zu entfernen – inklusive sämtlicher Kopien, die weltweit auf Knotenpunkten (Nodes) und bei Dritten gespeichert sind.

Was auf dem Papier nach Konsequenz klingt, ist in der Praxis völlig realitätsfern. Bitcoin etwa wird auf zehntausenden Computern rund um den Globus gespiegelt. Diese Daten ausnahmslos zu löschen, würde bedeuten, dass alle Beteiligten – ob freiwillig oder unter Zwang – ihre Kopien entfernen. Technisch wie organisatorisch ist das nahezu unmöglich.

Trotzdem fordert das EDPB, dass Unternehmen „ausreichende technische und organisatorische Maßnahmen“ schaffen sollen, um genau solche Szenarien abbilden zu können. Was das konkret heißen soll, bleibt offen – vermutlich auch deshalb, weil es schlicht keine umsetzbare Lösung dafür gibt.

Anonymität: Ein weiteres Minenfeld

Ein möglicher Ausweg aus dem Dilemma könnte die Anonymisierung der Daten sein. Wenn Informationen nicht mehr einer bestimmten Person zugeordnet werden können, unterliegen sie nicht mehr den strengen Vorgaben der DSGVO. Doch auch hier gibt es ein Problem: In manchen Rechtsgebieten werden anonyme Transaktionen bereits heute als verdächtig oder gar kriminell eingestuft.

Besonders in Europa herrscht ein zunehmender Trend zu sogenannten „Travel Rule“-Regelungen, bei denen Transaktionsdaten offengelegt werden müssen, sobald sie eine bestimmte Schwelle überschreiten. Anonymität wird dadurch nicht nur schwer, sondern zunehmend rechtlich problematisch.

Stachtchenko warnt deshalb eindringlich vor den möglichen Folgen: „Bitcoin könnte dadurch de facto illegal in Europa werden.“ Es geht also nicht um theoretische oder langfristige Gefahren, sondern um ganz konkrete Auswirkungen auf den alltäglichen Gebrauch von Kryptowährungen.

Ein Fall mit Signalwirkung

Wenn die aktuellen Richtlinien des EDPB tatsächlich umgesetzt werden, hätte das weitreichende Folgen. Es geht nicht nur um Bitcoin – auch viele andere Blockchain-Projekte, auf denen heute schon Finanzprodukte oder digitale Verträge basieren, könnten in Europa ins rechtliche Abseits geraten. Für Entwickler würde das bedeuten: Entweder sie passen ihre Anwendungen massiv an – oder sie riskieren, gegen Datenschutzrecht zu verstoßen.

Das Problem dabei: Viele dieser Projekte funktionieren dezentral und quelloffen. Es gibt keine zentrale Firma, die verantwortlich wäre. Kein Vorstand, keine Rechtsabteilung, keine Compliance-Stelle. Die Beteiligten sind oft weltweit verteilt – manche schreiben Code, andere betreiben Nodes, wieder andere nutzen die Technologie einfach nur.

Und genau hier wird’s schwierig: Wer soll künftig haften, wenn etwas nicht DSGVO-konform ist? Der Entwickler? Der Betreiber? Der Nutzer? Diese Fragen lässt der EDPB bislang unbeantwortet – und genau das schafft Rechtsunsicherheit. Für Entwickler, für Plattformen, aber eben auch für alle, die Blockchain-Anwendungen im Finanzkontext einsetzen oder anbieten wollen.

Noch ist nichts entschieden – aber die Zeit läuft

Die geplanten EDPB-Richtlinien sind noch nicht endgültig beschlossen. Bis zum 9. Juni lief eine öffentliche Konsultation, bei der Bürger, Unternehmen und Organisationen die Möglichkeit hatten, Stellung zu beziehen und ihre Bedenken einzubringen.

Stachtchenko bringt es auf den Punkt: Jetzt ist der Moment, um sich einzumischen. Wer an offene Technologien glaubt, sollte seine Stimme erheben – bevor andere Fakten schaffen. Wird der Vorschlag in seiner aktuellen Form angenommen, könnten die Folgen für Innovation, Datenschutz und digitale Selbstbestimmung in Europa gravierend sein.

Fazit

Die EU steht an einem Scheideweg. Einerseits will sie mit Innovationen wie dem digitalen Euro und klaren Regeln für Krypto-Dienstleister technologisch mithalten. Andererseits droht sie, mit überregulierenden Maßnahmen wie den EDPB-Richtlinien die Grundlagen genau der Technologien zu zerstören, die sie eigentlich fördern möchte.

Bitcoin basiert auf Dezentralität, Transparenz und Unveränderlichkeit – Eigenschaften, die mit dem bestehenden europäischen Datenschutzrecht schwer vereinbar sind. Statt die Technologie zu verteufeln, wäre ein pragmatischer, technologisch informierter Umgang nötig. Nur so kann Europa eine führende Rolle im Bereich Blockchain und Krypto einnehmen – und nicht durch gesetzgeberischen Übereifer ins digitale Abseits geraten.
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Hallo, ich bin Franz Paufler

(Finanzberater bei der Level V Finanz GmbH in Hamburg)

Ich arbeite gern mit Zahlen – aber noch lieber mit Menschen. Für viele, die zu mir kommen, geht es nicht um die eine perfekte Geldanlage, sondern um etwas Grundsätzliches: endlich Ordnung in die eigenen Finanzen bringen. Verstehen, was sinnvoll ist. Und das gute Gefühl, einen Plan zu haben, der wirklich passt.

Dabei unterstütze ich vor allem bei Themen wie Altersvorsorge und langfristiger Finanzplanung. Kompliziert muss das nicht sein – wichtig ist, dass es zu dir und deiner Lebenssituation passt. Und genau dafür nehme ich mir Zeit: Ich höre zu, stelle die richtigen Fragen und entwickle gemeinsam mit dir eine Lösung, die du wirklich verstehst und mittragen kannst.

Mein Motto: „Finanzplanung soll nicht kompliziert sein, sondern maßgeschneidert und klar.“

Wenn du jemanden suchst, der dich ehrlich berät und dir dabei hilft, in Finanzfragen den Überblick zu behalten, freue ich mich, dich kennenzulernen.

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