Die 5 größten Denkfehler beim Renteneintritt – und wie du sie vermeidest

Denkfehler
„Ich hab doch immer gearbeitet – wieso ist meine Rente so niedrig?“ Diese Frage höre ich in der Beratung regelmäßig. Viele Menschen sind überrascht, wenn sie ihren Rentenbescheid lesen – und merken, dass ihre Rente deutlich niedriger ausfällt, als sie es erwartet haben.

Die Ursache liegt oft nicht in der Anzahl der Arbeitsjahre, sondern in den gesammelten Rentenpunkten – dem Herzstück der deutschen Rentenberechnung. Doch was genau sind Rentenpunkte? Wie bekommt man sie – und kann man daran überhaupt noch etwas ändern? Nachfolgend bekommst du von mir eine verständliche Erklärung, wie Rentenpunkte wirklich funktionieren – und wie du deine persönliche Rentenbilanz noch beeinflussen kannst.
Rente Denkfehler 1

Denkfehler 1: „Ich hab doch schon Steuern gezahlt – dann ist die Rente doch jetzt steuerfrei, oder?“

Diese Annahme hält sich hartnäckig – und sorgt Jahr für Jahr für böse Überraschungen in vielen Briefkästen. Denn die Wahrheit ist: Die gesetzliche Rente ist in den meisten Fällen steuerpflichtig. Und zwar nicht, weil du doppelt zur Kasse gebeten wirst, sondern weil sich das System in den letzten Jahren grundlegend verändert hat.

Früher war die Rente tatsächlich steuerfrei. Doch mit der Rentenreform 2005 hat sich das geändert – seitdem gilt das Prinzip der nachgelagerten Besteuerung. Heißt: Während deiner Berufsjahre konntest du deine Rentenbeiträge von der Steuer absetzen. Dafür greift das Finanzamt eben später zu – wenn du in Rente bist.

Wie viel du genau versteuern musst, hängt vom Jahr deines Renteneintritts ab. Wer 2024 in Rente geht, muss zum Beispiel 84 Prozent der gesetzlichen Rente als Einkommen versteuern. Die übrigen 16 Prozent bleiben dauerhaft steuerfrei – das ist dein persönlicher Rentenfreibetrag.

Was das konkret bedeuten kann:

Nehmen wir an, du bekommst 1.800 Euro brutto im Monat aus der gesetzlichen Rente. Das sind 21.600 Euro im Jahr. Davon sind 84 Prozent steuerpflichtig – also 18.144 Euro. Ziehst du den Grundfreibetrag (2024: 11.604 Euro) ab, bleiben rund 6.500 Euro zu versteuern. Und das kann je nach persönlicher Lage schnell 600 bis 1.200 Euro im Jahr ausmachen.

Viele Ruheständler rechnen damit nicht – und wundern sich, warum plötzlich Nachzahlungen fällig werden oder die Rente auf einmal niedriger ausfällt.

Wie du diesen Denkfehler vermeidest:

  • Lass dir rechtzeitig ausrechnen, wie hoch deine Steuerlast im Ruhestand ausfallen könnte – zum Beispiel vom Steuerberater oder mithilfe eines Online-Rechners der Rentenversicherung.
  • Plane von Anfang an Rücklagen ein, besonders wenn du zusätzlich zur gesetzlichen Rente weitere Einkünfte hast – etwa aus Miete, Betriebsrente oder Kapitalanlagen.
  • Und: Unterschätze die Steuer nicht nur wegen niedriger Renten! Auch wer knapp über dem Freibetrag liegt, muss unter Umständen zahlen – oft sogar nachträglich.
Rente Denkfehler 3

Denkfehler 2: „Ich bekomme brutto gleich netto.“

Wer das erste Mal seine Rentenmitteilung liest, sieht die Bruttorente – also die Rente vor Abzug von Sozialabgaben und Steuern. Viele unterschätzen, wie viel davon noch abgeht. Denn auch im Ruhestand bist du:
  • krankenversichert (Pflicht für alle Rentner)
  • pflegeversichert
  • ggf. steuerpflichtig

Was wird abgezogen?

Abzug Typisch bei gesetzlich Versicherten
Krankenversicherung (KVdR) ca. 7,3 % + Zusatzbeitrag (1,7 % Ø)
Pflegeversicherung ca. 3,4 % (mit Kindern)
Steuern abhängig vom Gesamteinkommen
Beispiel: Bruttorente: 2.000 € – GKV + PV (11 %): 220 € – Einkommensteuer (geschätzt): 80–120 €
➡️ Netto-Rente: ca. 1.650–1.700 €
Besonders bei Betriebsrenten oder privaten Zusatzrenten kann es happig werden: Hier wird nicht nur die Rente versteuert – sondern auch die vollen Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung fällig (nicht nur der halbe Arbeitnehmeranteil!).

So vermeidest du den Denkfehler:

  • Lass dir deine Netto-Rente realistisch simulieren, z. B. über einen Netto-Rentenrechner.
  • Kalkuliere nicht nur die gesetzliche Rente, sondern auch Zusatzrenten und andere Einkünfte mit ein.
  • Prüfe deinen Status in der KVdR: Wer z. B. nicht 90 % der zweiten Hälfte seines Berufslebens gesetzlich versichert war, muss sich freiwillig versichern – was oft teurer ist.

Denkfehler 3: „Ich geh einfach früher – ein paar Monate machen keinen Unterschied.“

Viele möchten früher raus aus dem Berufsleben – verständlich. Doch wer sich für einen frühzeitigen Rentenbeginn entscheidet, muss dauerhafte Abschläge in Kauf nehmen.

Wie hoch sind die Abschläge?

  • Pro Monat: 0,3 % weniger Rente – lebenslang
  • Pro Jahr also: 3,6 %
  • Maximal: 14,4 % (bei 48 Monaten Vorverlegung)
Beispiel:
Reguläre Rente: 1.800 € Bei 4 Jahren vorgezogen: 1.800 – 14,4 % = 1.542 € monatlich – für immer Selbst wer Anspruch auf „Rente für besonders langjährig Versicherte“ hat (nach 45 Jahren), kann zwar früher gehen – aber nicht automatisch ohne finanzielle Nachteile.

So vermeidest du den Denkfehler:

  • Rechne genau: Lohnt sich der frühere Rentenbeginn im Vergleich zur niedrigeren Monatsrente?
  • Alternativen prüfen: z. B. Teilrente + Hinzuverdienst, Altersteilzeit oder ein schrittweiser Übergang.

Denkfehler 4: „Ich kann unbegrenzt dazuverdienen.“

Seit 2023 gilt: Wer die Regelaltersgrenze erreicht hat, kann tatsächlich unbegrenzt hinzuverdienen – ohne Rentenkürzung. Aber: Frührentner (z. B. mit 63, 64) unterliegen weiterhin einer jährlichen Hinzuverdienstgrenze:

2024: 17.823 € brutto pro Jahr

Wer mehr verdient, muss damit rechnen:
  • dass ein Teil der Rente gekürzt wird
  • oder im Extremfall für bestimmte Monate gar keine Rente gezahlt wird

So vermeidest du den Denkfehler:

  • Kläre deinen Status: Vorzeitige Altersrente oder Regelaltersrente?
  • Informiere dich über flexible Übergangsmodelle: Teilrente, Mini-Job, selbstständige Tätigkeit (ggf. rentenversicherungsfrei)
  • Sprich mit dem Rentenversicherungsträger – dort bekommst du die individuellen Grenzen

Denkfehler 5: „Meine Rente reicht schon – ich hab ja noch Erspartes.“

Das große Problem: Viele unterschätzen, wie lange der Ruhestand dauert – und was in dieser Zeit alles passieren kann. Statistisch leben Männer ab 65 noch etwa 18 Jahre, Frauen sogar über 21 Jahre. Und das ist nur der Schnitt – immer mehr Menschen werden 90 oder älter.

Die Unsicherheiten:

  • Inflation: Dein heutiges Geld verliert über 20 Jahre massiv an Kaufkraft
  • Gesundheitskosten: Zuzahlungen, Hilfsmittel, Zähne, Pflege etc.
  • Pflegebedürftigkeit: Pflegegrad 2–4 kann mehrere Tausend Euro monatlich kosten
Ein vermeintlich „solides“ Polster auf dem Tagesgeldkonto kann also viel zu schnell aufgebraucht sein.

So vermeidest du den Denkfehler:

  • Rechne deinen tatsächlichen Kapitalbedarf bis 90+
  • Nutze dein Vermögen klug: z. B. über einen Entnahmeplan, eine private Rentenversicherung oder Kapitalentnahme aus ETFs
  • Prüfe Pflegezusatzversicherungen und Steuerstrategien – lieber mit 60 als mit 75

Fazit

Wer vorbereitet ist, erlebt keinen bösen Überraschungen. Wer planlos startet, zahlt oft drauf – jeden Monat, ein Leben lang. Denk daran:

➡️ Die gesetzliche Rente ist nur ein Baustein.
➡️ Deine Netto-Rente entscheidet über deinen Lebensstandard.
➡️ Frühzeitige Planung macht oft den Unterschied zwischen gerade so und entspannt.

Häufige Fragen zum Renteneintritt – und was du noch wissen solltest

Was passiert, wenn ich den Rentenantrag zu spät stelle?
Wenn du deinen Rentenantrag nicht rechtzeitig stellst, wird deine Rente nicht rückwirkend unbegrenzt ausgezahlt. Die gesetzliche Rente kann maximal drei Monate rückwirkend gezahlt werden – du verschenkst also möglicherweise Geld, wenn du zu spät dran bist.

Tipp: Den Antrag spätestens 3 Monate vor dem gewünschten Rentenbeginn stellen – besser noch 4–6 Monate vorher.
Nein, die gesetzliche Rente wird ausschließlich monatlich gezahlt. Eine Einmalauszahlung wie bei manchen privaten Rentenversicherungen gibt es nicht. Es gibt jedoch Sonderregeln bei Mini-Renten (unter 37 € monatlich), die als Kapitalabfindung gezahlt werden können.
Dein selbst genutztes Wohneigentum zählt nicht als Einkommen oder Vermögen bei der Rentenberechnung – du musst also keine Anrechnung befürchten. Aber: Wenn du auf Grundsicherung im Alter angewiesen bist und mehrere Immobilien oder nicht selbst genutztes Eigentum besitzt, kann das berücksichtigt werden.
Wenn du in einem EU-Land oder einem Staat mit Sozialversicherungsabkommen (z. B. Schweiz, Türkei, USA) gearbeitet hast, können diese Zeiten in die Rentenberechnung einfließen. Du erhältst dann oft getrennte Rentenzahlungen aus dem jeweiligen Land. Wichtig: Diese Auslandsrenten können ebenfalls steuerpflichtig sein – und ggf. Auswirkungen auf deine Krankenversicherung im Alter haben.
Bei einer Scheidung wird der Versorgungsausgleich durchgeführt – das bedeutet: Rentenansprüche werden zwischen den Ex-Partnern aufgeteilt. Das kann deine Rente um mehrere Hundert Euro monatlich verringern – oder im umgekehrten Fall erhöhen, wenn du Anrechte deines Ex-Partners bekommst. Der Ausgleich wirkt sich lebenslang aus, auch wenn du erneut heiratest.
Menschen mit einem Grad der Behinderung (GdB) von mindestens 50 können unter bestimmten Voraussetzungen ab 62 Jahren in Rente gehen – mit oder ohne Abschläge.
  • Abschlagsfrei geht das nur bei 35 Versicherungsjahren.
  • Ohne diese Wartezeit sind bis zu 10,8 % Abschlag möglich.
Wichtig: Der GdB muss offiziell festgestellt sein – und bei Rentenantrag gültig vorliegen.
Ja – in bestimmten Fällen kannst du freiwillig Beiträge nachzahlen, z. B. für Lücken in der Erwerbsbiografie, für Kindererziehungszeiten oder Schulzeiten ab dem 16. Lebensjahr. Besonders spannend: Die Nachzahlung von Beiträgen für Jahre ohne Pflichtbeiträge kann helfen, Ansprüche auf Altersrente für langjährig oder besonders langjährig Versicherte zu erfüllen.
Ja, zum Beispiel:
Gerade bei Abfindungen oder Einmalzahlungen vor dem Ruhestand kann sich ein gefördertes Produkt steuerlich stark lohnen.
Du kannst deine gesetzliche Rente auch im Ausland beziehen – grundsätzlich weltweit. Aber:
  • Es gibt ggf. Unterschiede bei Krankenversicherung und Steuerpflicht
  • Einige Länder haben besondere Abkommen, andere nicht – was Einfluss auf Rentenhöhe und Auszahlung haben kann
  • Du solltest dich unbedingt vorher bei der Deutschen Rentenversicherung beraten lassen
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Hallo, ich bin Franz Paufler

(Finanzberater bei der Level V Finanz GmbH in Hamburg)

Ich arbeite gern mit Zahlen – aber noch lieber mit Menschen. Für viele, die zu mir kommen, geht es nicht um die eine perfekte Geldanlage, sondern um etwas Grundsätzliches: endlich Ordnung in die eigenen Finanzen bringen. Verstehen, was sinnvoll ist. Und das gute Gefühl, einen Plan zu haben, der wirklich passt.

Dabei unterstütze ich vor allem bei Themen wie Altersvorsorge und langfristiger Finanzplanung. Kompliziert muss das nicht sein – wichtig ist, dass es zu dir und deiner Lebenssituation passt. Und genau dafür nehme ich mir Zeit: Ich höre zu, stelle die richtigen Fragen und entwickle gemeinsam mit dir eine Lösung, die du wirklich verstehst und mittragen kannst.

Mein Motto: „Finanzplanung soll nicht kompliziert sein, sondern maßgeschneidert und klar.“

Wenn du jemanden suchst, der dich ehrlich berät und dir dabei hilft, in Finanzfragen den Überblick zu behalten, freue ich mich, dich kennenzulernen.

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