ETF-Kosten verstehen: TER, Spreads & versteckte Gebühren einfach erklärt

etf kosten ter
„Der ETF hat nur 0,15 % Gebühren – das ist doch ein Schnäppchen, oder?“ Solche Aussagen höre ich immer wieder. Und ja, auf den ersten Blick klingt das auch super. Schließlich gelten ETFs als günstig – und genau das macht sie für viele so attraktiv.

Aber: Die Zahl auf dem Papier, die sogenannte TER (Total Expense Ratio), erzählt nur einen Teil der Geschichte. Denn was viele nicht sehen: Es gibt noch ein paar andere Kosten, die nicht sofort auffallen – aber deine Rendite mit der Zeit spürbar drücken können.

In diesem Artikel schauen wir uns genau an, was ETFs wirklich kosten: Wo du genauer hinschauen solltest, welche Gebühren oft übersehen werden – und worauf es wirklich ankommt, wenn du dein Geld langfristig sinnvoll anlegen willst.
ter
Die TER isst immer mit – auch wenn du’s nicht direkt auf der Rechnung siehst.

1. TER – die laufenden Kosten, die du nicht direkt siehst

Die TER – das steht für Total Expense Ratio – ist die Kennziffer, die du bei jedem ETF findest. Sie zeigt dir, wie hoch die laufenden Kosten des Fonds pro Jahr sind. Also all das, was der Anbieter an Verwaltungsarbeit, Lizenzgebühren und operativen Aufgaben abrechnet. Dazu gehören zum Beispiel:
  • die Gebühren fürs Fondsmanagement
  • die Kosten für die Nutzung des Index (z. B. MSCI, FTSE etc.)
  • administrative Aufwendungen wie Buchhaltung oder Depotverwaltung im Fonds selbst
Ein Beispiel zur Einordnung: Ein ETF mit einer TER von 0,20 % kostet dich bei 10.000 Euro Depotwert im Jahr 20 Euro. Diese Summe wird nicht extra vom Konto abgezogen – sie wird direkt im Fonds verrechnet. Heißt: Du siehst das Geld nie wegfließen, aber es schmälert deine Rendite im Hintergrund.
Wichtig zu wissen:
  • Die TER deckt nur die laufenden Verwaltungskosten ab.
  • Spreads, Handelskosten oder Steuern sind nicht enthalten.
  • Deshalb ist die TER zwar eine gute Orientierung – aber nicht die ganze Wahrheit.
Mein Tipp: Achte auf die TER, ja. Aber schau auch, wie gut ein ETF seinen Index tatsächlich abbildet – das verrät dir die sogenannte Tracking Difference (dazu später mehr).
Nicht alle ETFs kaufen tatsächlich die enthaltenen Aktien. Es gibt:
  • Physisch replizierende ETFs: kaufen reale Aktien → transparenter, aber u. U. teurer
  • Synthetisch replizierende ETFs: bilden den Index über Swaps ab → oft günstiger, aber mit Kontrahentenrisiko
Einige synthetische ETFs haben niedrigere TERs – das heißt aber nicht, dass sie per se „besser“ sind. Sicherheit, Transparenz und steuerliche Behandlung können sich unterscheiden.

Spread – der versteckte Aufschlag beim Kaufen

Ein ETF mag auf dem Papier günstig sein – aber beim Kauf kann trotzdem ein kleiner, unsichtbarer Kostenfaktor zuschlagen: der Spread. Der Spread ist die Differenz zwischen dem Kaufkurs (also dem Preis, den du zahlst) und dem Verkaufskurs (dem Preis, den du beim Verkauf bekommst). Diese Lücke gibt es an der Börse immer – sie ist sozusagen der „Spielraum“, mit dem die Handelsplattformen arbeiten.

Ein einfaches Beispiel:

  • Du kaufst einen ETF für 100,50 €
  • Gleichzeitig liegt der Verkaufspreis bei 100,00 €
    → Der Spread beträgt 0,50 €, also 0,5 % – und das ist deine versteckte Einstiegskosten.
Gerade bei kleineren oder wenig gehandelten ETFs kann der Spread größer sein als die TER fürs ganze Jahr – das merkt man im ersten Moment oft gar nicht.

Was du tun kannst, um den Spread klein zu halten:

  • Kauf deine ETFs tagsüber zwischen 9:30 und 17:30 Uhr, wenn die Märkte aktiv sind. Dann sind die Kurse am stabilsten.
  • Meide exotische oder sehr kleine ETFs mit geringem Handelsvolumen – hier sind Spreads oft besonders hoch.
  • Setze lieber eine Limit-Order, statt einfach blind zum Marktpreis zu kaufen. So bestimmst du selbst, wie viel du maximal zahlen willst – und schützt dich vor bösen Überraschungen.
Kurz gesagt: Der Spread ist keine Katastrophe – aber etwas, das du kennen solltest. Denn er gehört zu den kleinen Stellschrauben, die über die Zeit deine Rendite beeinflussen.

Einmalkosten: Was dein ETF-Kauf wirklich kosten kann

Neben den laufenden Kosten und Spreads gibt’s noch eine dritte Kategorie, die gern übersehen wird – und zwar die Einmalkosten beim Kauf oder Verkauf deiner ETFs . Die hängen stark davon ab, welchen Broker du nutzt – und wo du den ETF kaufst. Typische Einmalkosten sind zum Beispiel:
  • Ordergebühren: Das ist die klassische Kauf- oder Verkaufsgebühr. Je nach Anbieter liegt die oft zwischen 1 und 4 Euro pro Trade.
  • Börsenplatzgebühren: Wenn du über Handelsplätze wie Xetra, Tradegate oder Lang & Schwarz orderst, können zusätzliche Kosten anfallen – teils auch abhängig von der Tageszeit.
  • Fremdwährungsaufschläge: Kaufst du einen ETF, der in US-Dollar notiert oder in einem Auslandsdepot liegt, kann es zu Wechselkursaufschlägen kommen – auch das frisst Rendite.

Und was ist mit „kostenlosen“ Brokern?

Anbieter wie Trade Republic oder Scalable Capital werben oft mit gebührenfreiem ETF-Kauf – und das stimmt auch, aber: Diese „Null-Euro-Käufe“ gelten meist nur für bestimmte Aktions-ETFs. Sobald du ein anderes Produkt wählst oder außerhalb der Standardzeiten handelst, können trotzdem Kosten entstehen.
Mein Tipp: Vergleiche die Orderkosten deines Brokers ganz genau – gerade, wenn du regelmäßig sparst oder einmal im Jahr dein Depot umschichten willst (Rebalancing). Auf lange Sicht können selbst kleine Unterschiede beim Preis eine ordentliche Summe ausmachen.

Tracking Difference – was dein ETF wirklich kostet

Die TER kennst du jetzt – aber was wirklich zählt, ist, wie gut dein ETF seinen Index in der Praxis abbildet. Genau hier kommt die Tracking Difference ins Spiel.

Sie zeigt dir: Wie groß ist der Unterschied zwischen der tatsächlichen ETF-Rendite und der Entwicklung des zugrunde liegenden Index?

Klingt technisch – ist aber ganz einfach: Wenn der Index im Jahr 8 % macht, dein ETF aber nur 7,6 %, dann liegt die Tracking Difference bei –0,4 %. Und genau diese Zahl sagt dir: So viel kostet mich dieser ETF am Ende wirklich.

Warum kommt es zu Abweichungen?

Weil zur Tracking Difference nicht nur die TER zählt, sondern auch:
  • Rebalancing-Kosten, wenn der ETF intern nachsteuert
  • Handelskosten beim Kauf und Verkauf der Indexwerte
  • Steuereffekte, die auf Fondsebene entstehen können
  • Einnahmen aus Wertpapierleihe, die sich positiv auf die Rendite auswirken können
Beispiel: Ein ETF hat eine TER von 0,2 %, performt aber jedes Jahr 0,4 % schlechter als sein Index. Dann ist die tatsächliche Kostenbelastung für dich nicht 0,2 %, sondern 0,4 % – und das ist die Zahl, die wirklich zählt.
Wichtig zu wissen: Die Tracking Difference ist die ehrlichste Kennzahl, wenn du wissen willst, was dein ETF „kostet“. Leider steht sie nicht immer direkt im Factsheet. Aber: Plattformen wie justETF.com oder trackingdifferences.com sammeln solche Daten – dort kannst du sie gut vergleichen.

Fazit

ETFs haben den Zugang zum Kapitalmarkt revolutioniert. Sie sind einfach, transparent konstruiert – und deutlich günstiger als klassische Fonds. Aber: Günstig heißt nicht gratis. Und schon gar nicht bedeutet es, dass du dir über die Kosten keine Gedanken machen musst.

Denn neben der bekannten TER, die viele als einzige Kennzahl betrachten, gibt es weitere Faktoren, die deine Rendite schmälern können – oft ohne dass du es merkst. Der Spread, also der Preisunterschied zwischen Kauf und Verkauf, kann bei bestimmten ETFs größer sein als gedacht. Und auch die Tracking Difference – also die Abweichung zwischen Index und ETF-Performance – zeigt dir, wie viel du wirklich bezahlst, nicht nur, was auf dem Papier steht.

Ein ETF mit 0,2 % TER wirkt auf den ersten Blick attraktiver als einer mit 0,4 %. Aber wenn ersterer deutlich hinter seinem Index zurückbleibt, während letzterer sauber arbeitet, kann sich das Blatt schnell wenden. Was zählt, ist nicht nur der Preis – sondern das, was du dafür bekommst.

Wenn ich dir einen Rat mitgeben darf: Verlass dich nicht nur auf das, was in großen Lettern auf der Website oder im Factsheet steht. Klar, eine niedrige TER klingt gut – aber schau ruhig auch mal genauer hin. Wie groß ist der ETF eigentlich? Wird er täglich viel gehandelt oder dümpelt er so vor sich hin? Und vor allem: Wie hat er sich im Vergleich zu seinem Index entwickelt?

Es lohnt sich, ein bisschen vorsichtiger zu rechnen und nicht automatisch vom Best-Case auszugehen. Lieber am Anfang ein paar Prozent Sicherheitspuffer einplanen – und sich später über eine solide Rendite freuen – als andersrum enttäuscht zu werden. Denn wer versteht, wie ETF-Kosten wirklich funktionieren, trifft am Ende einfach bessere Entscheidungen. Und das zahlt sich langfristig aus – nicht nur auf dem Papier, sondern auch auf deinem Konto.

Die meistgestellten Fragen

Was ist der Unterschied zwischen TER und Ongoing Charges?
Die TER ist eine Variante der „laufenden Kosten“, aber nicht in allen Ländern standardisiert. In der EU wird mittlerweile meist die OCF (Ongoing Charges Figure) genutzt – sie ist fast identisch mit der TER, kann aber zusätzliche Positionen wie Performance Fees beinhalten.
Die TER zeigt nur einen Teil der Kosten. Weitere Effekte wie Rebalancing, Dividendenversteuerung, Währungsumrechnung oder ineffizientes Management (z. B. bei illiquiden Titeln) verursachen Tracking Differences – also Abweichungen von der Indexrendite.
Nicht unbedingt. Viele ETF-Anbieter verleihen Aktien aus dem Fonds, um zusätzliche Erträge zu generieren – das kann die Tracking Difference sogar verbessern. Wichtig ist, dass der Anbieter die Risiken absichert und transparent berichtet.
Picture of Hallo, ich bin Franz Paufler

Hallo, ich bin Franz Paufler

(Finanzberater bei der Level V Finanz GmbH in Hamburg)

Ich arbeite gern mit Zahlen – aber noch lieber mit Menschen. Für viele, die zu mir kommen, geht es nicht um die eine perfekte Geldanlage, sondern um etwas Grundsätzliches: endlich Ordnung in die eigenen Finanzen bringen. Verstehen, was sinnvoll ist. Und das gute Gefühl, einen Plan zu haben, der wirklich passt.

Dabei unterstütze ich vor allem bei Themen wie Altersvorsorge und langfristiger Finanzplanung. Kompliziert muss das nicht sein – wichtig ist, dass es zu dir und deiner Lebenssituation passt. Und genau dafür nehme ich mir Zeit: Ich höre zu, stelle die richtigen Fragen und entwickle gemeinsam mit dir eine Lösung, die du wirklich verstehst und mittragen kannst.

Mein Motto: „Finanzplanung soll nicht kompliziert sein, sondern maßgeschneidert und klar.“

Wenn du jemanden suchst, der dich ehrlich berät und dir dabei hilft, in Finanzfragen den Überblick zu behalten, freue ich mich, dich kennenzulernen.

Alle Beiträge

Unser FinanzReport 2025

Kostenlos-herunterladen

Wie du in den nächsten 2 Wochen deine Finanzen fest in der Hand hast – ohne Stress. Jetzt kostenlos herunterladen!

Lerne wie du sparen kannst, ohne groß verzichten zu müssen

Erfahre 3 unbekannte Finanzhacks von Experten

Zugang zu den Assets und Investitionsmöglichkeiten der oberen 1%

Kostenlos herunterladen

Inhaltsverzeichnis