Sind Themen-ETFs sinnvoll?

themen etfs sinnvoll ja oder nein
„Ich will da rein, bevor alle anderen aufspringen.“ Diesen Satz höre ich oft, wenn jemand über Themen-ETFs spricht. Ob es um Künstliche Intelligenz, Blockchain oder Wasserstoff geht – der Wunsch, früh dabei zu sein, ist verständlich. Schließlich klingt es logisch: Wer die Zukunft kennt, sollte auch davon profitieren, oder?

Und ja – die Idee hinter Themen-ETFs klingt erstmal richtig gut: Du musst keine Einzelaktien rauspicken, sondern investierst bequem in einen ganzen Trend. Zukunftsmarkt? Check. Streuung? Auch dabei. Aber genau hier liegt das Problem: Nicht alles, was nach Fortschritt aussieht, ist automatisch ein gutes Investment.

Was dabei aber oft untergeht: Themen-ETFs sind nicht nur ein bequemer Einstieg in spannende Zukunftsthemen – sie sind eben auch ein Produkt. Und Produkte wollen verkauft werden. Gerade bei großen Schlagworten wie „KI“ oder „Wasserstoff“ wird da oft mehr mit Hoffnung und Emotion gearbeitet als mit nüchternen Zahlen. Das kann gutgehen – muss aber nicht. Wer nicht genau hinschaut, kauft am Ende eher die Geschichte als den tatsächlichen Wert.
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Alle wollen rein – aber kaum einer liest das Kleingedruckte. Themen-ETFs wecken Hoffnung, sind aber oft auch nur gut verpacktes Marketing.

Was sind Themen-ETFs überhaupt?

Ein Themen-ETF bündelt Aktien von Unternehmen, die laut Anbieter von einem bestimmten Zukunftstrend profitieren sollen – etwa:
  • Künstliche Intelligenz (AI)
  • Blockchain-Technologie
  • Wasserstoff– oder Batterie-Technologien
  • Weltraum-Industrie
  • Cybersecurity
  • Demografischer Wandel oder Healthcare-Trends
Dabei wird oft auf sogenannte regelbasierte Auswahlkriterien zurückgegriffen. Das heißt: Nicht die größten Firmen kommen automatisch in den Index – sondern die, die „thematisch“ dazu passen. Doch wer bestimmt, was thematisch passt? Genau hier wird es problematisch.

Die größten Risiken von Themen-ETFs

1. Marketing statt Substanz

Themen-ETFs sehen oft moderner aus, als sie wirklich sind. Sie werden nicht unbedingt aufgelegt, weil ein Trend gerade am Anfang steht – sondern oft, weil er sich gut verkauft. Anleger interessieren sich für Wasserstoff? Zack, kommt ein Wasserstoff-ETF. KI ist in aller Munde? Dann gibt’s den passenden KI-ETF gleich hinterher.

Das Problem dabei: Die meisten Produkte entstehen nicht am Anfang eines Booms, sondern wenn das Thema schon breit durch die Medien gejagt wurde – also genau dann, wenn die größten Kursanstiege oft schon gelaufen sind.

Und weil es dabei eher ums Mitreiten als ums Vorausdenken geht, fehlt vielen dieser ETFs eine solide, langfristige Strategie. Was bleibt, ist oft ein bunter Mix aus Firmen, die irgendwie zum Trend passen – aber nicht unbedingt wirtschaftlich stark oder zukunftssicher sind.

Ein Beispiel? Viele Wasserstoff-ETFs kamen 2021 auf den Markt – mitten im Hype. Damals schien klar: Wasserstoff ist die Zukunft. Heute notieren viele dieser Fonds zweistellig im Minus. Nicht, weil das Thema tot ist – sondern weil zu viel Hoffnung in zu kurzer Zeit eingepreist wurde.
Bei einem klassischen ETF wie dem MSCI World steckt dein Geld in über 1.500 Unternehmen – aus vielen Ländern, aus verschiedensten Branchen. Themen-ETFs ticken da ganz anders: Sie setzen auf einen ganz bestimmten Bereich – und damit auch auf ein deutlich höheres Risiko.

Oft sind nur 10 bis 50 Unternehmen enthalten – also eine ziemlich kleine Auswahl. Und die ist dann auch noch häufig stark auf einzelne Regionen beschränkt, etwa auf den US-Markt oder auf bestimmte asiatische Märkte.

Dazu kommt: Viele dieser Firmen sind noch jung, machen kaum Gewinne oder sind hoch bewertet. Das kann sich auszahlen – muss es aber nicht.

Was viele unterschätzen: Egal ob du einen ETF auf „KI“, „Blockchain“ oder „E-Mobilität“ kaufst – oft stecken dieselben Namen drin. Tesla, Nvidia, AMD und Co. tauchen in mehreren dieser Produkte auf. Wer mehrere Themen-ETFs ins Depot packt, denkt, er streut – kauft aber oft doppelt oder dreifach. Und das bringt nicht mehr Sicherheit, sondern nur mehr Klumpenrisiko.

3. Hohe Kosten – obwohl’s ein ETF ist

Viele denken: „ETF gleich günstig.“ Und ja – bei den Klassikern stimmt das auch. Ein MSCI World oder ein All-World kostet oft nur 0,1 bis 0,3 Prozent pro Jahr. Da ist wirklich nicht viel Luft nach oben.

Bei Themen-ETFs sieht das anders aus. Hier liegst du oft bei 0,6 bis 1,0 Prozent oder sogar darüber – also mehr als das Dreifache. Und das nur dafür, dass du in ein Trendthema investierst. Klingt erstmal nicht dramatisch – aber über Jahre hinweg macht das einen riesigen Unterschied bei der Rendite. Und damit nicht genug:
  • Viele dieser ETFs sind weniger liquide – das heißt, der Spread (also die Spanne zwischen Kauf- und Verkaufskurs) ist größer.
  • Einige sind synthetisch aufgebaut – das bedeutet, sie bilden den Index nicht mit echten Aktien nach, sondern über Tauschgeschäfte (Swaps). Das spart zwar Kosten – bringt aber ein zusätzliches Risiko ins Spiel.
  • Und: Die enthaltenen Aktien schwanken oft extrem. Bedeutet: Dein Depot springt mit – nach oben, aber eben auch nach unten.
Kurz gesagt: Du zahlst bei vielen Themen-ETFs mehr Geld für mehr Risiko – aber nicht für mehr Kontrolle oder Stabilität. Und das solltest du wissen, bevor du blind investierst.

4. Der Timing-Irrtum: Früh ist oft schon zu spät

Einer der häufigsten Denkfehler bei Themen-ETFs: „Wenn ich jetzt einsteige, bin ich früher dran als alle anderen.“ Klingt logisch – ist aber in der Realität oft genau umgekehrt.

Denn: Ein Trend wird nicht dann investierbar, wenn er gerade aufkommt – sondern erst dann, wenn er schon in aller Munde ist. Und zu diesem Zeitpunkt sind die Kurse meistens längst gestiegen. Der ETF, der dann aufgelegt wird, bildet nicht den Anfang eines Hypes ab, sondern oft dessen Höhepunkt.

Das kann böse enden. Ein bekanntes Beispiel ist der ARK Innovation ETF von Cathie Wood: 2020 und Anfang 2021 wurde er als DAS Zukunftsprodukt gefeiert – voll mit Tech, Biotech und Disruption. Viele Anleger stiegen euphorisch ein. Heute liegt der Kurs deutlich unter dem damaligen Höchststand – und viele, die „früh dabei sein wollten“, sitzen auf satten Verlusten.

Die bittere Wahrheit: Früh fühlt sich zwar gut an – bringt aber nichts, wenn der Markt längst überhitzt ist. Gerade bei Themen-ETFs läuft man oft Trends hinterher, statt wirklich vorn dabei zu sein.
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Wachstum mit Geschmack: Wer Trends gezielt beimischt, verleiht dem Portfolio mehr Würze – ohne die Balance zu verlieren.

Wann können Themen-ETFs trotzdem sinnvoll sein?

Trotz aller Kritik gibt es Situationen, in denen Themen-ETFs als Beimischung im Portfolio einen Platz haben können:

✅ Du willst bewusst in einen Trend investieren

…aber nicht in eine einzelne Aktie. Dann bietet ein Themen-ETF Diversifikation innerhalb der Nische.

✅ Du verstehst das Thema wirklich

…und kannst einschätzen, ob das zugrunde liegende Konzept solide ist – inkl. der enthaltenen Unternehmen, Risiken, Wettbewerbssituation.

✅ Du nutzt den ETF als taktische Position

…mit einem begrenzten Anteil im Portfolio (z. B. max. 5–10 %) und bist bereit, Verluste auszusitzen – oder bewusst zu begrenzen.

Themen-ETFs im Vergleich: Beispiele aus der Praxis

ETF Thema TER Anzahl Unternehmen Kritikpunkte
L&G Hydrogen Economy Wasserstoff 0,49 % ca. 30 Viele kleine Firmen, starke Schwankungen
iShares Automation & Robotics Automatisierung 0,40 % ca. 120 Breiter gefasst, aber teilweise Überschneidung mit Tech-ETFs
Global X Blockchain Blockchain 0,68 % ca. 25 Kaum profitable Unternehmen, starker US-Fokus
VanEck Semiconductor ETF Halbleiter 0,35 % ca. 25 Zyklische Branche, aber starker wirtschaftlicher Rückenwind
Auffällig: Die meisten Themen-ETFs enthalten weniger Unternehmen, haben höhere Kosten und sind weniger transparent als breite ETFs auf Weltindizes.

Fazit

Themen-ETFs können ein spannender Baustein im Depot sein – aber sie sind kein Basisinvestment. Wer die Welt abbilden will, fährt mit einem Welt-ETF besser. Wer auf einzelne Trends setzen will, muss wissen, was er tut. Meine Empfehlung: Maximal 5–10 % deines Depots in Themen-ETFs, idealerweise mit klarer Exit-Strategie. Und: Lass dich nicht von Buzzwords blenden – prüfe, was wirklich drinsteckt.

Die meistgestellten Fragen

Gibt es Themen-ETFs mit ESG-Fokus?
Ja, es gibt zunehmend Themen-ETFs, die nachhaltige Kriterien einbeziehen – etwa „Clean Energy“, „ESG Robotics“ oder „Social Impact“. Aber Vorsicht: „Grün“ heißt nicht automatisch ethisch – prüfe die ESG-Kriterien genau.
Schau dir das Factsheet und den vollständigen Index an. Viele Anbieter wie iShares oder Xtrackers stellen diese auf ihrer Website bereit. Achtung: Titel wie „Hydrogen ETF“ enthalten oft auch klassische Energiekonzerne.
Themen-ETFs folgen einem festen Index – auch wenn dieser auf einem Trend basiert. Sie sind günstiger als aktiv gemanagte Fonds, aber weniger flexibel, da der Index nicht angepasst wird. Aktive Fonds könnten besser auf Trendbrüche reagieren – sind aber teurer.
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Hallo, ich bin Franz Paufler

(Finanzberater bei der Level V Finanz GmbH in Hamburg)

Ich arbeite gern mit Zahlen – aber noch lieber mit Menschen. Für viele, die zu mir kommen, geht es nicht um die eine perfekte Geldanlage, sondern um etwas Grundsätzliches: endlich Ordnung in die eigenen Finanzen bringen. Verstehen, was sinnvoll ist. Und das gute Gefühl, einen Plan zu haben, der wirklich passt.

Dabei unterstütze ich vor allem bei Themen wie Altersvorsorge und langfristiger Finanzplanung. Kompliziert muss das nicht sein – wichtig ist, dass es zu dir und deiner Lebenssituation passt. Und genau dafür nehme ich mir Zeit: Ich höre zu, stelle die richtigen Fragen und entwickle gemeinsam mit dir eine Lösung, die du wirklich verstehst und mittragen kannst.

Mein Motto: „Finanzplanung soll nicht kompliziert sein, sondern maßgeschneidert und klar.“

Wenn du jemanden suchst, der dich ehrlich berät und dir dabei hilft, in Finanzfragen den Überblick zu behalten, freue ich mich, dich kennenzulernen.

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