Übergang in den Ruhestand: Wann sollte ich die Auszahlung meiner Altersvorsorge planen?

Altersvorsorge auszahlung planen

Wie du deine Altersvorsorge klug in die Auszahlungsphase überführst – und typische Fehler vermeidest

Plötzlich war die Rente da … Als Herr M. mit 64 Jahren seinen letzten Arbeitstag hinter sich brachte, fühlte es sich merkwürdig an. Kein Meeting mehr am Montagmorgen, kein Projektplan auf dem Schreibtisch. Der Ruhestand – lange ersehnt, manchmal gefürchtet – war da. Doch die große Frage stellte sich erst, als er seine Unterlagen zur Altersvorsorge durchsah: Wie kommt das Geld eigentlich zu mir? Und wann sollte ich es abrufen?

Was viele unterschätzen: Die Auszahlungsphase der Altersvorsorge ist keine Formsache. Wer sie unüberlegt angeht, riskiert steuerliche Nachteile, bürokratische Hürden und unter Umständen sogar Versorgungslücken. Dabei lassen sich viele Probleme vermeiden – mit rechtzeitiger Planung und einem klaren Überblick über die eigenen Optionen.
Zeit ist Geld

Private Altersvorsorge auszahlen lassen: Der richtige Zeitpunkt spart bares Geld

Der Ruhestand ist mehr als nur das Ende des Jobs – er ist der Beginn einer neuen finanziellen Realität. Ab jetzt kommt dein Einkommen nicht mehr vom Arbeitgeber, sondern aus deiner Altersvorsorge. Und genau deshalb ist es so wichtig, den richtigen Moment für den Start der Auszahlungen zu wählen. Denn dieser Zeitpunkt kann darüber entscheiden, wie viel dir unterm Strich bleibt – Monat für Monat, Jahr für Jahr.

Was viele nicht wissen: Je nachdem, wann du welche Leistung abrufst – ob als Rente oder als Kapital –, kann das steuerlich und sozialversicherungsrechtlich sehr unterschiedlich ausfallen. Deshalb lohnt es sich, hier frühzeitig genau hinzuschauen.

Denn alle Auszahlungen – ob als monatliche Rente oder als Einmalbetrag – werden mit deinem sonstigen Einkommen im selben Jahr versteuert. Wenn du also zum Beispiel noch eine Abfindung bekommst oder geringfügig weiterarbeitest, kann sich das schnell summieren – und deine Steuerlast deutlich in die Höhe treiben.

Auch andere Faktoren hängen am richtigen Zeitpunkt: Bei bestimmten Verträgen, wie der Direktversicherung, gelten steuerliche Sonderregelungen – aber eben nur, wenn bestimmte Fristen eingehalten werden. Und wer zu früh Kapital entnimmt, muss damit rechnen, dass die monatliche Rente später nicht mehr ausreicht, um den gewohnten Lebensstandard zu halten.

Darum gilt: Plane die Auszahlungsphase rechtzeitig – am besten schon ein bis zwei Jahre vor dem geplanten Rentenbeginn. So sicherst du dir nicht nur Steuervorteile, sondern auch ein gutes Gefühl für das, was dich finanziell erwartet.

Private Altersvorsorge im Überblick: Diese Auszahlungswege hast du

Was bei der Auszahlung deiner Altersvorsorge zu beachten ist, hängt stark davon ab, welche Verträge du im Lauf der Jahre abgeschlossen hast. Und genau darin liegt oft die Herausforderung: Nicht jede Altersvorsorge funktioniert gleich. Manche zahlen eine monatliche Rente aus, andere bieten dir die Wahl zwischen Rente und Einmalzahlung – wieder andere lassen sich flexibel gestalten, sind aber abhängig vom Kapitalmarkt.

Nehmen wir zum Beispiel die klassische private Rentenversicherung: Sie ist darauf ausgelegt, dir eine lebenslange monatliche Rente zu zahlen. In vielen Fällen kannst du dich aber auch für eine Kapitalauszahlung entscheiden. Das gibt dir mehr Freiheit, kann aber steuerlich nachteilig sein – vor allem, wenn du noch andere Einkünfte im selben Jahr hast.

Bei der Riester-Rente ist die Kapitalauszahlung begrenzt: Hier darfst du zu Rentenbeginn 30 % des angesparten Kapitals auf einmal entnehmen, der Rest wird verrentet. Die Rürup-Rente hingegen sieht ausschließlich eine monatliche Auszahlung vor – eine Kapitalabfindung ist gesetzlich ausgeschlossen. Dafür bietet sie eine hohe steuerliche Förderung während der Ansparphase, was sich besonders für Gutverdiener lohnt.

Die betriebliche Altersvorsorge, insbesondere in Form einer Direktversicherung oder einer Pensionskasse, folgt wieder eigenen Spielregeln. Hier musst du dich zwischen monatlicher Rente und Kapitalauszahlung entscheiden – oft lange vor dem Renteneintritt. Wichtig ist: Für beide Varianten fallen Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung an, sofern du gesetzlich versichert bist.

Fondsgebundene Vorsorgeverträge sind meist flexibler. Du kannst dein Kapital entnehmen, es schrittweise verkaufen oder in eine lebenslange Rente umwandeln lassen.
Altersvorsorge Überblick auszahlung

Das richtige Timing – der oft unterschätzte Hebel

Wann du deine Altersvorsorge auszahlen lässt, ist kein Detail – es ist ein strategischer Hebel, der über mehrere Tausend Euro Unterschied machen kann. In meiner Beratungspraxis sehe ich immer wieder, wie sehr das sogenannte Steuerjahr dabei unterschätzt wird.

Ein typisches Beispiel: Jemand geht im Dezember in Rente und lässt sich noch im selben Jahr das Kapital auszahlen. Klingt erstmal nach einem klaren Schnitt – bringt aber oft steuerliche Nachteile. Denn das laufende Gehalt, vielleicht eine Abfindung oder ein Resturlaubsgeld, werden mit der Auszahlung zusammengerechnet – und plötzlich rutscht man in einen höheren Steuersatz. Geschickter ist es meist, die Auszahlung ins neue Jahr zu verschieben – dann ist das übrige Einkommen oft deutlich geringer, und es bleibt mehr netto vom Vorsorgekapital.

Ein anderer Klassiker: Abfindung und Altersvorsorge-Auszahlung fallen im selben Jahr an. Das wirkt wie ein guter Puffer für den Start in den Ruhestand – aber steuerlich kann es zur sogenannten Progressionsfalle werden. Das Finanzamt addiert beide Beträge, und schon klettert der persönliche Steuersatz spürbar nach oben.

Was ich meinen Mandanten in solchen Fällen oft rate: Denk über eine gestaffelte Auszahlung nach oder nutze – wenn möglich – ein Teilrentenmodell. So lässt sich die Steuerlast auf mehrere Jahre verteilen und oft deutlich abmildern.

Und auch das Thema Krankenversicherung darf nicht unterschätzt werden. Gerade bei Betriebsrenten ist es so, dass du in der gesetzlichen Krankenversicherung der Rentner (KVdR) auf deine Auszahlungen den vollen Beitragssatz zahlen musst – nicht nur deinen Teil, sondern auch den Arbeitgeberanteil. Das summiert sich schnell. Immerhin: Bei Einmalzahlungen kann die Belastung auf bis zu zehn Jahre verteilt werden. Aber auch das muss rechtzeitig mit dem Versicherer abgestimmt werden – und genau deshalb ist eine frühzeitige Planung so entscheidend.

Kapitalauszahlung oder monatliche Rente – was ist besser?

Ob du dein Kapital auf einmal entnimmst oder dich für eine lebenslange monatliche Rente entscheidest, hängt von deiner Lebenssituation, deinem Gesundheitszustand und deiner finanziellen Gesamtplanung ab.

Eine Kapitalauszahlung bietet dir maximale Freiheit: Du kannst das Geld investieren, größere Anschaffungen tätigen oder Schulden tilgen. Auch im Erbfall bleibt das nicht verbrauchte Vermögen erhalten. Allerdings trägst du das Risiko selbst – wenn du alt wirst oder falsch kalkulierst, kann das Geld zu früh aufgebraucht sein.

Die monatliche Rente hingegen bietet Planungssicherheit. Du bekommst ein Leben lang Geld, unabhängig davon, wie alt du wirst oder wie sich die Finanzmärkte entwickeln. Die Kehrseite: Du bist weniger flexibel, und bei frühem Tod können die eingezahlten Beiträge teilweise verloren sein – es sei denn, dein Vertrag enthält eine Rentengarantiezeit.

Viele entscheiden sich deshalb für eine Mischform: ein Teil des Kapitals wird sofort ausgezahlt, der Rest in eine monatliche Rente umgewandelt. Damit lässt sich ein finanzieller Puffer für den Rentenbeginn schaffen, ohne auf lebenslange Sicherheit zu verzichten.
Kapital oder Rente

Steuern, Sozialabgaben und andere Fallstricke

Gerade in der Auszahlungsphase wird das Thema Steuern plötzlich sehr konkret. Bei privaten Rentenversicherungen hängt die steuerliche Behandlung davon ab, ob du dir das Kapital auf einmal auszahlen lässt oder eine monatliche Rente beziehst – und auch, wann dein Vertrag abgeschlossen wurde.

Kapitalauszahlungen aus privaten Rentenversicherungen unterliegen – je nach Vertragsart und Laufzeit – entweder der Abgeltungssteuer oder der nachgelagerten Besteuerung gemäß § 20 EStG. Bei Altverträgen, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen (z. B. Laufzeit von mindestens 12 Jahren und Auszahlung nach dem 62. Lebensjahr), wird nur die Hälfte des Ertrags besteuert (sog. Halbertragsbesteuerung). In anderen Fällen kann der volle Ertrag steuerpflichtig sein. Laufende Rentenzahlungen aus privaten Verträgen werden mit dem sogenannten <strong“>Ertragsanteil besteuert (§ 22 EStG). Dieser richtet sich nach deinem Alter beim Rentenbeginn – je älter du bist, desto geringer ist der steuerpflichtige Anteil. Wer beispielsweise mit 67 Jahren in Rente geht, versteuert rund 17 % der monatlichen Rente.

Auch bei der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung lauern finanzielle Fallstricke – insbesondere bei betrieblichen Altersvorsorgen. Diese sind in aller Regel sozialabgabenpflichtig, sowohl bei monatlicher Auszahlung als auch bei Kapitalabfindungen. Besonders schmerzhaft kann das werden, wenn du dadurch aus der KVdR (Krankenversicherung der Rentner) herausfällst und als freiwillig Versicherter höhere Beiträge zahlen musst – auf sämtliche Einkünfte, nicht nur auf deine gesetzliche Rente.

Ein weiterer Punkt ist die Versteuerung der gesetzlichen Rente selbst – geregelt durch das Alterseinkünftegesetz. Hier gilt: Je früher du in Rente gehst, desto niedriger ist zunächst der steuerfreie Anteil deiner Rente – und dieser bleibt dir dauerhaft erhalten. Wer 2025 in Rente geht, muss 85 % der gesetzlichen Rente versteuern. Dieser Besteuerungsanteil steigt schrittweise an und wird ab 2040 bei 100 % liegen – dann ist die gesamte gesetzliche Rente steuerpflichtig, abzüglich eines festen Werbungskostenpauschbetrags.

Private Altersvorsorge: Fehler vermeiden und Auszahlung mit Weitsicht planen

Was ich in der Beratung immer wieder erlebe: Viele Menschen kümmern sich zu spät um die Auszahlungsphase. Dabei lassen sich durch frühzeitige Planung und Beratung oft tausende Euro sparen. Verträge brauchen Vorlauf, steuerliche Effekte müssen analysiert und mit anderen Einkünften abgestimmt werden. Und manchmal gibt es auch noch vertragliche Fristen, die eine bestimmte Entscheidung erzwingen – etwa die Mitteilung an den Versicherer, ob du Kapital oder Rente willst.

Vermeide es, „einfach alles rauszunehmen“, nur weil du das Geld gerade brauchst. Oft ist eine gestaffelte Auszahlung besser – sowohl steuerlich als auch psychologisch. Wer sich unsicher ist, sollte frühzeitig mit einem unabhängigen Finanzberater, einem Steuerberater oder einem spezialisierten Rentenberater sprechen. Die Kosten dafür amortisieren sich oft schnell – durch gesparte Abgaben und klügere Entscheidungen.

Fazit

Der Ruhestand ist mehr als das Ende der Arbeit – er ist der Beginn eines neuen Lebensabschnitts. Damit dieser Abschnitt finanziell sorgenfrei verläuft, lohnt sich eine durchdachte Planung der Auszahlungsphase deiner Altersvorsorge. Denn gerade hier werden viele Fehler gemacht, die teuer werden können – aber mit etwas Vorbereitung vermeidbar sind. Mach dich frühzeitig schlau, vergleiche deine Optionen und hol dir im Zweifel Unterstützung. Je klarer dein Plan ist, desto entspannter kannst du den neuen Lebensabschnitt genießen – mit der Gewissheit, das Beste aus deiner Vorsorge gemacht zu haben.
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Hallo, ich bin Franz Paufler

(Finanzberater bei der Level V Finanz GmbH in Hamburg)

Ich arbeite gern mit Zahlen – aber noch lieber mit Menschen. Für viele, die zu mir kommen, geht es nicht um die eine perfekte Geldanlage, sondern um etwas Grundsätzliches: endlich Ordnung in die eigenen Finanzen bringen. Verstehen, was sinnvoll ist. Und das gute Gefühl, einen Plan zu haben, der wirklich passt.

Dabei unterstütze ich vor allem bei Themen wie Altersvorsorge und langfristiger Finanzplanung. Kompliziert muss das nicht sein – wichtig ist, dass es zu dir und deiner Lebenssituation passt. Und genau dafür nehme ich mir Zeit: Ich höre zu, stelle die richtigen Fragen und entwickle gemeinsam mit dir eine Lösung, die du wirklich verstehst und mittragen kannst.

Mein Motto: „Finanzplanung soll nicht kompliziert sein, sondern maßgeschneidert und klar.“

Wenn du jemanden suchst, der dich ehrlich berät und dir dabei hilft, in Finanzfragen den Überblick zu behalten, freue ich mich, dich kennenzulernen.

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